Weiss, V: Bevölkerung hat nicht nur eine Quantität, sondern auch eine Qualität. Ein kritischer Beitrag zur politischen Wertung der PISA-Studie. Erschienen in: Wege aus der Krise. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Freie Publizistik 18 (2002) 31-59
Der folgende Text aus: Weiss, Volkmar: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Leopold Stocker 2000, S. 77ff.
Für die Hypothesenbildung waren folgende empirische Feststellungen
besonders wichtig:
1. In Familien, in denen der Vater zur selben Spitzen-IQ-Berufsgruppe
gehörte wie 91% derr Probanden, waren alle
Geschwister der Probanden weit überdurchschnittlich (d.h. alle besuchten eine
zum Abitur führende Schule oder studierten). …
2. In den Familien, in denen der Vater einen anderen Beruf hatte als
einen aus der IQ-Spitzengruppe, streuten die Geschwister über das gesamte
mögliche Berufsspektrum. Etwa 14% der Geschwister übten Berufe aus, die in der
Regel nicht mehr als durchschnittliche Intelligenz erfordern. Die Eltern haben
bei diesen im Fragebogen ausdrücklich vermerkt: "Keine besonderen
Interessen", "keine besonderen Leistungen",
"durchschnittliche Leistungen", wogegen sie aber bei dem Probanden
und den anderen Geschwistern ausführliche Angaben über berufliche und
schulische Leistungen und Auszeichnungen gemacht hatten.
3. Bei den Seitenverwandten ergab sich ein besonders auffälliger
Befund: Elternpaare (wobei es sich um die Geschwister der Eltern der Probanden
und deren Ehepartner handelt), wo beide Eltern entweder zur Spitzen-IQ-Berufsgruppe gehörten oder beide ungelernte Arbeiter sind, haben fast stets nur Kinder, die wieder Berufe der jeweiligen Qualifikations- und damit IQ-Stufe ausüben. Elternpaare im IQ-Bereich um 110 haben hingegen Kinder, die über das gesamte mögliche Berufsspektrum verteilt sind.
Heiratskombinationen der Eltern und erwartete
Verteilung der Kinder nach den Mendelschen Gesetzen |
Kinder
in % Heiratskombination
A1A1
A1A2
A2A2 A1A1 x A1A1
100 (81)*
0 (18)*
0 (1)*
A1A1 x A1A2
50 50 0 A1A1 x A2A2
0
100
0 A1A2 x A1A2
25 50 25 A1A2 x A2A2
0
50
50 A2A2 x A2A2 0 (1)* 0 (18)* 100 (81)* * Bei den Heiratskombinationen
der Homozygoten A1A1 bzw. A2A2 untereinander sind in Klammern
die Erwartungswerte angegeben, wenn der Zuordnungsfehler bzw. die Überlappung
mit den in der Verteilung benachbarten
A1A2 jeweils 10% beträgt. Eine solche Überlappung ist z.B. auch zwischen
den Hauptgenotypen M1M1 und M1M2 der Intelligenz anzunehmen. |
Für jemanden, der die Mendelschen Gesetze und die sich daraus
ergebenden statitistischen Verteilungen vor Augen
hat, drängt sich bei diesen empirischen Befunden die folgende Hypothese förmlich
auf: Nehmen wir an, die Spitzen-IQ-Berufsgruppe (zu
der 91% der Probanden gehören) wäre homozygot für ein mendelndes Allel M1, also Genotyp M1M1, die ungelernten Arbeiter wären
M2M2, die Berufe mit einem IQ-Mittel um 110 wären heterozygot M1M2.
Wenn man von einer Fehlklassifikation zwischen 10 und 20%
ausgeht, dabei die 91% der Probanden, die nur durch ihre Berufe schon richtig
klassifiziert sind, als einen Grenzwert der möglichen Genauigkeit annimmt, dann
sollte es möglich sein, die Hypothese der Mendelschen Spaltung eines Hauptgenlocus der Allgemeinen Intelligenz zu prüfen.
…
Heiratskombinationen der Elterngeschwister von Hochbegabten und Verteilung der Cousins und Cousinen, wenn die Mendelsche Spaltung eines Hauptgenorts der Intelligenz geprüft wird |
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Cousins und Cousinen mit Abitur oder Fach- und Hochschulabschluß Heiratskombination bzw. mit IQ 119 oder höher von Onkel oder Tante erwarteter Wert gefundener Wert Summe n I - beide Ehepartner 75 - 100 % 81 % Angehörige der Intelligenz n = 47 58 (bzw. mit IQ 119 und höher) II - ein Ehepartner 50 - 75 % 62 % Angehöriger der Intelligenz, n = 172 277 der andere nicht III - beide Ehepartner 25 - 50 % 30 % keine Angehörigen der Intelligenz, n = 147 486 aber mindestens ein Partner mit IQ zwischen 105 und 118 IV - beide Ehepartner 0 - 25 % 12 % mit IQ unter 105 n= 56 482 _________ 1303 Zwei Drittel aller in die Tabelle eingetragenen Cousins und Cousinen waren um 1970 Bürger der DDR, ein Drittel Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Quelle: nach Weiss 1982b in Weiss, Lehrl und Frank 1986, S. 108, Tab. 24 |
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Heiratskombinationen von Hochbegabten und Prozentsatz ihrer Kinder
mit Abitur |
Kinder Heiratskombination mit
Abitur
ohne Abitur beide Ehepartner
93,4%
6,6% n = 242 mit IQ 124 und höher M1M1 x M1M1 100% 0% Ehepartner des Hochbegabten 74,5%
25,5% n = 184 mit IQ unter 124 M1M1 x M1M2
75%* 25% *Die Kinder der
Heiratskombination M1M1 x M1M2
spalten nach den Mendelschen Gesetzen zu 50% M1M1 und 50% M1M2 auf.
Da die M1M2 bei einem IQ-Median aller Abiturienten von 120 zur Hälfte Abitur
erwerben, zur Hälfte nicht, ergibt sich für diese Heiratsgruppe ein
Erwartungswert für das Abitur von insgesamt 75%. Quelle: Weiss
(1994a), Tab. 2 |
…
Heiratskombinationen der Geschwister von Hochbegabten und
Prozentsatz der Neffen und Nichten mit Abitur |
Heiratskombination
Neffen und Nichten von Bruder oder Schwester mit Abitur ohne Abitur beide Partner 91,4%
8,6%
n = 70 mit IQ 124 und höher M1M1 x M1M1
100% 0%
nur ein Partner
71,5%
28,5% n = 130 mit IQ 124 und höher M1M1 x M1M2
75%* 25% beide Partner
52,3%
47,7% n = 107 mit IQ zwischen 104 und 124 M1M2 x M1M2 50% 50% ein Partner
6,9%
93,1% n = 29 mit IQ unter 105 M1M2 x M2M2 25%
75% beide Partner
0 % 100% n = 12 mit IQ unter 105 M2M2 x M2M2
0 % 100% *Die Kinder der
Heiratskombination M1M1 x M1M2
spalten nach den Mendelschen Gesetzen zu 50% M1M1 und 50% M1M2 auf.
Da die M1M2 bei einem IQ-Median aller Abiturienten von 120 zur Hälfte Abitur
erwerben, zur Hälfte nicht, ergibt sich für diese Heiratsgruppe ein
Erwartungswert für das Abitur von insgesamt 75%. Quelle: Weiss
(1994a), Tab. 3 |
Wenn man sehr einfache Aufgaben stellt, z. B. Spielkarten nach Zahl
oder Farbe sortieren läßt (Oswald 1971), oder einfach aus einer Buchstabenreihe
heraus, etwa a a b a b a b b
a, alle b mit größtmöglicher Geschwindigkeit anstreichen läßt, oder zufällig im
Raum angeordnete Zahlen in aufsteigender Folge anstreichen läßt (wie im
Zahlen-Verbindungs-Test von Oswald und Roth 1978) oder schlicht und einfach
Äpfel und Birnen getrennt sortieren läßt, dann war schon lange aufgefallen, daß
die Hochintelligenten sehr gute Arbeitsergebnisse erreichen, die weniger
Intelligenten mäßige oder schlechte Ergebnisse. Die Aufgaben, wie etwa ein
Kreuz von einem Kreis zu unterscheiden oder Äpfel und Birnen, sind oft so
einfach, daß zum Lösen der Aufgabe keinerlei spezielle Vorbildung notwendig
ist: Solche Aufgaben nennt man elementare kognitive Tests. So einfach sie sind,
so spielen derartige Leistungen im gesamten Berufsleben eine große Rolle, und
die komplizierteren geistigen Leistungen sind oft nur
eine Kombination von verschiedenen einfachen. Aus dieser Überlegung und aus
diesem Zusammenhang wird noch einmal deutlich, warum die Intelligenteren im
Berufsleben mehr leisten.
Die Anzahl der gelösten Testaufgaben nennt man die Rohwerte der Tests. Es kann auch einfach die Zahl der Äpfel sein, die aus der mit Birnen gemischten Stiege heraussortiert worden sind. Geht man nun von dem auf die Normalverteilung normierten IQ weg und wieder zurück auf die ursprünglichen Verteilungen der Rohwerte, dann stellt man fest, daß für alle elementaren kognitiven Tests zwischen den Mittelwerten der Genotypen M2M2 : M1M2 : M1M1 eine Relation von 2 : 3 : 4 für die Anzahl der gelösten Aufgaben gilt.
Anzahl richtig gelöster, gleichschwerer Aufgaben beim
Intelligenztest LPS 9 |
Alter
IQ 94
IQ 112
IQ 130 in Jahren
M2M2 M1M2 M1M1 12
15 23 30 15
17
26
33 18 18 28 35 21
18
29
36 Relation 2 : 3 : 4 Quelle: nach Weiss 1982b in Weiss, Lehrl und Frank 1986, S.126, Tab. 29 und den
Rohtestwerten von Horn 1962 |
Bei einer Untersuchung von 274 Schülern der Russisch-Klassen, die in
der DDR eine der Möglichkeiten waren, um begabte Schüler zu fördern, ließ sich
eine bimodale Verteilung (d.h. eine Verteilung mit
zwei Gipfeln) der Testwerte zeigen, ein Modus bei IQ 112 (M1M2), der andere bei
IQ 130 (M1M1). 124 Hochbegabte in Mathematik-Spezialklassen hatten dagegen eine
unimodale Verteilung, eine Verteilung mit einem
Gipfel, um den IQ 135 - 9. Die Mathematik-Hochbegabten sind demnach zu 100%
M1M1, die Schüler der Russisch-Begabtenklassen bestanden zu 50% aus M1M1, zu
50% aus M2M2 und ähnelten damit in der DDR normalen Schulklassen mit dem
Berufsziel Abitur.
PISA 2006 umgerechnet in IQ-Werte
Die Häufigkeit von Hochbegabten bei den Verwandten von Hochbegabten
Hochbegabtenuntersuchungen aus aller Welt
Der IQ von führenden Nationalsozialisten, zitiert nach: Gilbert, G. M.: Nuremberg Diary. New York: Signet Book 1947, p. 34; Wechsler-Bellevue IQ: Hjalmar Schacht IQ 143, Arthur Seyss-Inquart IQ 141, Hermann Göring IQ 138, Karl Dönitz IQ 138, Franz von Papen IQ 134, Erich Räder IQ 134, Dr. Hans Frank IQ 130, Hans Fritsche IQ 130, Baldur von Schirach IQ 130, Joachim von Ribbentropp IQ 129, Wilhelm Keitel IQ 129, Albert Speer IQ 128, Alfred Jodl IQ 127, Alfred Rosenberg IQ 127, Constantin von Neurath IQ 125, Walter Funk IQ 124, Wilhelm Frick IQ 124, Rudolf Hess IQ 120, Fritz Sauckel IQ 118, Ernst Kaltenbrunner IQ 113, Julius Streicher IQ 106 - "confirming the fact that the most successful men in any sphere of human activity - whether it is politics, industry, militarism or crime - are apt to be above average intelligence."
A collection of articles on Intelligence and IQ
Prof. Dean K. Simonton, Links to Genius; Giftedness and Talent; Intelligence; Savants; Geniuses, Creators, and Leaders