Vorgeschichte und Folgen des arischen Ahnenpasses: Zur Geschichte der Genealogie im 20. Jahrhundert. Arnshaugk 2013, 374 Seiten

Die folgenden Texte sind in diesem Buch in überarbeiteter und aktualisierter Form enthalten auf den Seiten 127 bis 178.


Genealogie 53. Jg. (2004), S. 143-159

Der genealogische Verein "Roland" (Dresden) von 1933 bis 1945

Teil II:

Im Schatten der Nürnberger Gesetze [91]

 

Volkmar W e i s s

 

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„Recht ist nach nationalsozialistischer Auffassung alles, was dem Volke nützt, Unrecht ist alles was ihm schadet“, so zitierte der Jurist und Freizeit-Familienforscher Falk Ruttke den „Reichsrechtsführer“. [92] Unter Fachleuten war man sich sogar einig, daß der Begriff „jüdische Rasse“ [93] nur für die Propaganda taugte, denn: „Ebensowenig wie von deutscher Rasse, kann von jüdischer Rasse gesprochen werden; denn auch das Judentum ist ein Rassengemisch.“ [94] Hatten in Deutschland 1932 bereits 36% aller Juden Nicht-Juden geheiratet, mit bis dahin von Jahr zu Jahr steigender Tendenz, so wurde mit dem Jahr 1933 der verhängnisvolle Schritt zur Ausgrenzung, Vertreibung und letztendlich Vernichtung eingeleitet. Ob jemand als Jude betrachtet wurde oder nicht, deutscher Staatsbürger war oder aus der Staatsbürgerschaft ausgeschlossen wurde, war nicht durch Rassenzugehörigkeit bestimmt, sondern „die Zugehörigkeit zum Judentum wurde durch Blutsverwandtschaft bestimmt, die wiederum durch die religiöse Gemeindezugehörigkeit der Großelterngeneration bestimmt wurde.“ [95] Deshalb die Schlüsselrolle der Genealogie, denn es galt, diese Abstammung in jedem Einzelfall nachzuweisen oder zu widerlegen (für Beamte, SS-Angehörige usw. auch für weiter zurückliegende Generationen). Ein bis zum Erlaß der Nürnberger Gesetz ungeklärtes Feld war dabei die rechtliche Stellung der Personen, die aus Mischehen [96] zwischen Juden und Nicht-Juden hervorgegangen waren. So makaber es klingen mag: Die Nürnberger Gesetze brachten für diesen Personenkreis [97] eine gewisse Rechtssicherheit [98] , denn sie trennten Verfolgte von Nicht-Verfolgten oder geduldeten Juden (die mit einem deutschen Ehepartner zusammen lebten, wie z.B. in Dresden Victor Klemperer [99] ). Aber wie wirkte sich diese Rechts- und Interessenlage auf einen genealogischen Verein aus?

Johannes Schulz, seit Oktober 1935 Vorsitzender des „Roland“, hatte bereits im Dezember 1932 [100] , „angeregt durch einen Vortrag, ... eine Denkschrift über die Notwendigkeit, der Erhaltung, Vereinigung und Auswertung der Kirchenbücher auszuarbeiten begonnen, die im April 1933 im Entwurf fertig vorlag. ... Die Arbeit wurde 57 enge Schreibmaschinenseiten lang, sie wurde von Wissenschaftlern (Universitätsprofessoren, Archivaren, Genealogen) [101] , denen sie vorlag, glänzend begutachtet, das Sächsische Konsistorium, dem ich sie überreichte, war zwar zurückhaltend, weil die Sache Geld kostete, ... aber der Sachverständige ... Dr. Gercke, war sofort für die Sache eingenommen und wollte sie von reichswegen durchführen, er sagte mir während einer mehrstündigen Besprechung über meine Pläne und Denkschrift am 5. Mai in Berlin u.a.: ‚Er (der Innenminister Dr. Frick [102] ) hat nur ein Interesse. wenn man ihm wirklich einen großzügigen Plan vorlegt. Das ist etwas, was durchaus möglich sein wird und kommen wird und muß ... dieser ganze Plan liegt durchaus im Sinne Hitlers.’“ [103] Im weiteren machte sich Gercke den Schulzeschen Plan [104] zu seinem eigenen, aber in einer Art und Weise, die bei Schulz, der sich als geistiger Urheber des Plans hielt, den Eindruck aufkommen ließ, er solle übergangen werden. [105] Schulz schwankte nun ständig zwischen dem Bestreben, sich einerseits bei Gercke als der geeignete Mann für große Aufgaben zu empfehlen und andererseits dem Pochen auf seine Priorität, was Gercke gegenüber Dritten in eine gewisse Verlegenheit brachte. Nachdem Gercke von der Denkschrift erfahren hatte, hatte er erst einmal Euler (am 21.4. in München und am 29.4.1933 in Dresden) zu Schulz vorgeschickt, um Näheres auszuhorchen. Derselbe Euler [106] wurde aber dann zugleich als Zeuge bemüht, daß Gercke, der am 29.9.1933 bei Hitler berichten durfte, schon lange ähnliche Pläne gehabt hätte. Im Rückblick aus späteren Jahrzehnten erscheint dieser Schriftwechsel eher als nebensächlich, wenn nicht die eben genannten Personen [107] in der deutschen Genealogie eine so wichtige Rolle gespielt hätten.

Wichtiger sind die Sätze, mit denen sich der spätere Vorsitzende des „Roland“ politisch selbst charakterisierte. Am 9.7.1933 schrieb er an Gercke [108] : „Wie Sie wissen, war ich von 1919 bis zur Selbstauflösung der Partei deutschnational. Sie wissen wohl auch, daß ich seit Jahren völkisch eingestellt bin und seit 1919 bis in die Inflationszeit einer völkischen Vereinigung [109] angehört habe, die in besonderem Verhältnis zur Thulegesellschaft in München stand. ... Ihre Aufsätze ‚Über die Lösung der Judenfrage’ und ‚Grundsätzliches zur Mischlingsfrage’ in den Nationalsozialistischen Monatshefen Nr. 38/1933 habe ich mit großem Interesse und in voller Übereinstimmung mit Ihnen gelesen.“ Diesem Schreiben war noch ein kleiner Zettel beigefügt: „Sehr geehrter Herr Doktor! Als letzte Nachricht noch die, daß ich der Brigade Ehrhardt angehöre, da diese der SS eingegliedert ist, gehöre ich auch der NSDAP an. Heil Hitler. Ihr treuverbundener Schulz.“ Und in einem Brief vom 23.5.1933 [110] konnte man lesen: „Es müßte meines Erachtens verboten werden, daß Juden oder jüdische Mischlinge oder sonstige Nichtarier in Deutschland ländlichen Grund und Boden erwerben.“

Mit den folgenden Sätzen [111] beschrieb Schulz 1937 seine beruflichen Aufgaben: „Ich bin Volljurist, habe historische Übungen an der Universität Jena belegt und Rechtswissenschaft studiert, bin jetzt beruflich in der Abteilung für Erb- und Rassenpflege beim Stadtgesundheitsamt Dresden tätig, mir sind die Erbkartei und das erbbiologische Archiv, sowie vom Personalamt der Stadt Dresden sämtliche genealogische Arbeiten übertragen.“ Mit dem „Erhebungsbogen über die Sippe“ [112] (den Schulz beim „Roland“ manchmal als eine Art Einlegemappe benutzte) wurden durch das Sächsische Erbgesundheitsamt beim Sächsischen Ministerium des Innern im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden nicht nur Unterlagen über Geisteskranke, Alkoholiker, Spieler, Erbkranke, Kriminelle, Prostituierte und Asoziale erfaßt, sondern auch Fremdrassige, und Daten „von kinderreichen arischen Familien und von überdurchschnittlich und hervorragend begabten Ariern“. Der erste Arbeitsauftrag für Schulz im Jahre 1934 war, „zuerst Sippentafeln von Hilfsschülern aufzustellen“. [113]

Seit 1933 sah der „Roland“ seine Chance darin, dem gestiegenen Interesse an jedermanns Vorfahren durch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit entgegenzukommen und dadurch auch neue Vereinsmitglieder zu werben. Die sechswöchige Ausstellung „Volk und Familie“ im Herbst 1933, die über 7 000 Besucher hatte, war der Auftakt für dieses neue Auftreten.

Am 3.8.1934 bat das Sächsische Ministerium für Volksbildung den Verein um ein Gutachten bei der Einführung von Ahnentafeln in den sächsischen Schulunterricht. [114] Nach sachkundigen Diskussionen und mehreren Vorschlägen [115] konnte das Ministerium am 20.9.1935 dem „Roland“ mitteilen, daß „der Gau Sachsen ... beabsichtigt, die von Ihnen begutachteten Ahnentafel-Vordrucke an alle sächsischen Schulen unentgeltlich abzugeben, um jedem Schulkinde dem Gebrauch dieser Ahnentafel-Vordrucke durch kostenlose Verteilung zu ermöglichen. ... Nachdem die Angelegenheit damit zu einem durchaus befriedigenden Abschluß gekommen ist, verfehle ich nicht, Ihnen für Ihre wertvolle Mitarbeit bestens zu danken. gez. Dr. Müller“.

Bereits 1933 waren die Ortsgruppe Dresden (mit Dr. Selle als deren Vorsitzenden)  der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene und der „Roland“ (mit Dr. Butte als Vorsitzenden dessen Dresdener Ortsgruppe) personell eng verzahnt und veranstalteten Vortragsabende, zu denen beide Vereine gemeinsam einluden. Am 8.3.1933 referierte z.B. Dr. Karl Valentin Müller (vom Ministerium für Volksbildung) im Großen Saal des Bahnhofs Dresden-Neustadt über die „Biologische Bedeutung der Familiennamen“ [116] , am 12.4.1933 Werner Ehlich über „Grundlagen und Sinn der naturwissenschaftlichen Familienforschung“, im selben Jahr auch der Eugeniker Prof. Dr. med. Rainer Fetscher [117] . Der „Roland“ war natürlich eingeladen, als am 14.4.1934 der Sächsische Staatsminister des Innern im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden eine „Staatsakademie für Rassen- und Gesundheitspflege“ eröffnete. Als am 1. 3. 1935 das Amt für nationalsozialistische Erwachsenenerziehung den „Roland“ aufforderte, für die Schulungen der „Deutschen Heimatschule“ einen Beitrag zu leisten, konnte man deshalb antworten [118] : „Der ‚Roland’ hat seit seiner Gründung ... in emsiger und aufopferungsvoller Kleinarbeit für den Gedanken der Sippen- und Rasseforschung geworben und damit schon lange Jahre vor der Machtübernahme – ohne jede staatliche Förderung – Ziele verfolgt, deren Bedeutung für die rassische Aufartung und Reinerhaltung des deutschen Volkes erst die Führer des neuen Staates endlich erkannt und zu den ihren gemacht haben.“ – Bei mehrfacher Gelegenheit nahm der „Roland“ die Gelegenheit wahr, seine geistige Verbundenheit mit dem völkischen Vordenker Bruno Tanzmann (Hellerau) Ausdruck zu geben. [119]

Am 19.9.1936 sprach Regierungsmedizinalrat Dr. Carrière auf einer gemeinsamen Sitzung des „Roland“ und der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ über „Entstehung, Erhaltung und Untergang begabter bürgerlicher Sippen“ [120] . Den Anstoß für seinen Vortrag hatte er durch die „Ausführungen bekommen, die auf dem Nürnberger Parteitag gemacht wurden. ... Unsere Betrachtungen sollen wieder einmal zeigen, was notwendig ist, damit in alle Ewigkeit hinein dem Deutschen Volk Führernaturen auf dem Gebiet der Wissenschaft und der sonstigen Leistungen geschenkt werden. .. Läßt sich Hochbegabung züchten? Selbstverständlich. So lange die Begabtenfamilie weiter in begabte Familien heiratet bzw. auftretende neue Begabung in sich einheiraten läßt, bleiben die Familien überlebensfähig und produktiv. ...   Wenn man aber sieht, daß man der Urenkel eines deutschen Bauern oder Arbeiters ist, ... liegt in einer Sippentafel zugleich die schlagendste Widerlegung der marxistischen Lehre der verschiedenen Klassen, die sich bekämpfen sollen. Warum soll der Arbeiter etwas gegen seinen Enkel haben, bloß weil der Enkel aufgestiegen ist durch bessere Begabung? ... Es ist ein Fleisch und ein Blut. Der Führer sagte, daß jetzt auch Leute einfachster Herkunft, auch Arbeiter, es bis zum Gauleiter gebracht hätten. ... Wir sind durch den Umschwung von 1933 alle Arbeiter im Dienste des Vaterlandes geworden. ... Eine begabte Sippe ... wäre das erste Opfer des Bolschewismus. Eine begabte alte bürgerliche Familie würde zunächst einmal liquidiert, wenn es losgeht. ... Fügt sich aber der gehobene Bürger in die Volksgemeinschaft ein, ... dann werden die nächsten Generationen eine außerordentliche Blüte der begabten bürgerlichen deutschen Sippen erleben. Heil Hitler!“ [121] (Das Protokoll vermerkt langanhaltenden Beifall).

1935 bildete der „Roland“ zusammen mit dem Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund und anderen Dresdener Vereinen, eine „Arbeitsgemeinschaft für Kunst und Wissenschaft“, die in Dresden zu allgemeinbildenden Vorträgen einlud. Nachdem 1936 K. V. Müller Schriftführer der Ortsgruppe Dresden der Deutschen Gesellschaft für Rassehygiene geworden war, wurde das Zusammenwirken mit dieser Gesellschaft verstärkt. Am 17.11.1936 sprach z.B. der Gauamtsleiter Dr. Wolfgang Knorr über „Rassenwissenschaft und Rassenpolitik“, am 19.5.1937 Dr. Friedrich Wecken (zu dieser Zeit bereits Gaustellenleiter im Rassenpolitischen Amt) über „Bluts- und Ahnengemeinschaft im deutschen Volke“, am 15.12.1937 Dr. Bruno K. Schultz [122] über „Die volksbiologische Bedeutung des deutschen Bauerntums“, am 8.3.1939 Prof. Dr. Fritz Lenz [123] über „Kinderaufzucht als staatliche Pflicht“. „Lenz wies eindringlich hin auf die Pflicht zu vorausschauender Sorge für den deutschen Nachwuchs als vordringlichster Lebensaufgabe. ... Förderung der Frühehe, steuerliche Maßnahmen, Begabtenförderung jeder Art müssen hier ineinandergreifen.“ Müller erreichte es, daß fast jeder, der in Deutschland Rang und Namen zu diesen Grenzthemen zwischen Genealogie, Genetik und Bevölkerungswissenschaft hatte, in Dresden einen Vortrag hielt. Am 22.3.1939 referierte Müller selbst zu seinem Lieblingsthema: „Die soziale und erbbiologische Bedeutung der deutschen Arbeiterfamilie.“ „Es läßt sich erweisen, wie die heutige Arbeiterschaft nur zum kleineren Teil auf einen älteren, wenig fortbildungsfähigen Handarbeiterstand schon des 16. bis 18. Jahrhunderts zurückgeht, größerenteils aber auf bäuerliche und bürgerliche (besonders handwerkliche) Kreise und Abkömmlinge, denen durch die kapitalistische und industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts der Heimatboden entzogen wurde, deren gutes und bildungsfähiges Erbgut aber in den Enkeln unverloren fortwirkt und damit die Möglichkeit schafft, für unseren großen Bedarf an Begabungen jeden Grades an führenden Köpfen und Unterführern, durch Auslese und Förderung den Nachwuchs zu finden; freilich auch die Pflicht, diese wertvollen Stämme weiterbauend zu erhalten.“ Sachlich sind diese Sätze richtig [124] , und Müller ist ein gutes Beispiel für einen kritischen Wissenschaftler, hinter dessen Aussagen, ab 1933 getarnt unter einer oberflächlich angepaßten  Rassenphraseologie [125] , das stete Bestreben zu erkennen ist, in der Sache korrekte und nachprüfbare Feststellungen zu treffen. (Schon 1945 setzte Müller seine berufliche Karriere als Professor ungebrochen. [126] )

Außerhalb Dresdens waren die Vortragsthemen in den Ortsgruppen des Roland durchaus ähnlich, wenn auch die Referenten oft weniger bedeutend waren. In Zwickau, unter Leitung von Pg. Fritz Schulz, und Freiberg arbeitete man eng mit dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) zusammen. In Freiberg war Pg. Erhardt Sünderhauf nicht nur Leiter der Ortsgruppe des „Roland“, sondern 1942 zugleich Leiter der Arbeitsgemeinschaft Sippenforschung beim Rassenpolitischen Amt der NSDAP-Kreisleitung Freiberg. [127] Wir dürfen aber dabei nicht vergessen, daß sowohl in Dresden wie auch in allen Ortsgruppen als auch in den „Mitteilungen des Roland“ der Großteil aller Beiträge die Quellenkunde und  Methoden der Genealogie zum Gegenstand hatte. Wenn wir hier diesen zeitlosen Kern der Familiengeschichtsforschung kaum betrachten, sondern den Blick auf den zeitbedingten  politischen Teil konzentrieren, so ist das die Folge unserer Fragestellung. Der Kern der Genealogie – Quellenkunde und Methodik – bleibt von der Tagespolitik unberührt. Selbst dann, wenn man das eine vom anderen im Reden und Handeln der Personen kaum unterscheiden kann. Etwa wenn der „verdienstvolle Leiter des Chemnitzer Kirchenbuchamtes“ Norbert Schaidl, vor der Chemnitzer Ortsgruppe bemerkte: „Stolz darf es uns machen, daß Chemnitz im Laufe der Jahrhunderte niemals judenfreundlich gewesen ist.“  Er „erntete damit lebhaften Beifall.“ [128] Am 5.4.1940 sprach, auf Einladung der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz und der Ortsgruppe Chemnitz des Roland Prof. Dr. Genthe über die „Vererbung der geistigen Begabung“. „An Hand von Stammbäumen und mit tabellarischen Zusammenstellungen wurde gezeigt, wie sich die Vererbung des Schwachsinns und andererseits die der hervorragenden Intelligenz ... verfolgen lassen.“ [129] Am 18.9.1939 fragte Dr. Butte bei dem Staatsminister a. D. Dr. Wilhelm Hartnacke (selbst Mitglied des „Roland“) an [130] , ob dieser „die Ehre und Freude eines Vortrages geben“ könne mit Bezug auf seine neuestes Buch „Begabtenausfall, die Wirkung des Geburtenunterschusses der gehobenen Berufsgruppen (Politische Biologie, H. 11)“. Natürlich soll zu diesem Vortrag in Dresden „auch gern die uns befreundete Gesellschaft für Rassenhygiene eingeladen werden“. [131]

Am 29.11.1940 erreichte den „Roland“ ein „An die Familiengeschichtlichen Vereine“ gerichtetes Schreiben [132] von Walter Frank [133] , Präsident des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschland. In diesem Schreiben rief, gemäß der Entschließung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine vom 22.9.1936, Frank die „genealogischen und Geschichtsvereine“ erneut auf zur Beteiligung an dem Forschungsunternehmen „Historische Statistik der Judentaufen und Mischehen in Deutschland“, das zum Aufspüren von „Judenstämmlingen“ in allen erdenklichen Quellen diente. [134] „Ihr Ziel ist eine Darstellung des historischen Versuchs der rassischen Assimilation des Judentums. ... Die Aufzeichnung der genealogischen Daten erfolgt nach einem bestimmten Schema ... in doppelter Ausfertigung, von denen eines der Reichsstelle für Sippenforschung (Reichssippenamt) zugeleitet werden soll. ... Eine enge Zusammenarbeit zwischen zentraler Reichsbehörde und örtlichem Einzelforscher ist daher eine wesentliche Voraussetzung für ein Gelingen dieser großen Forschungsaufgabe. ... Die Vereine geben diese Unterlagen mit einer kurzen Stellungnahme weiter . ... Der Beauftragte der Forschungsabteilung Judenfragen für dieses Thema ist Friedrich Wilhelm Euler.“ [135] Am 21.8.1941 schickte Euler dem Roland ein Besprechungsexemplar seiner Arbeit „Das Eindringen jüdischen Blutes in die englische Oberschicht“. [136]

Damit gelangen wir nun zu den besonders unerfreulichen Seiten der Vereinsgeschichte. In den Akten findet man z.B. die „Satzung des Geschlechtsverbandes Fikentscher und Trommsdorff“ vom Juli 1937. [137] „Verehrte und liebe Verwandte“, heißt es da. „Ein besonderes Wort zu dem in der Satzung verankerten Arierparagraphen. Die Entscheidung darüber ist uns ungemein schwer gefallen, weil wir wissen, daß wir damit praktisch einige angesehene, hochgeachtete und liebe Menschen ausschließen. ... Wir sind aber nach langen Erwägungen und Rücksprachen mit Sachverständigen auf dem Gebiet des Sippenwesens zu der Überzeugung gekommen, daß Reinhaltung unseres Blutes auch für unsere Sippe ... oberstes Gesetz sein muß. ... Auf diesem Gebiet kann es keine Kompromisse geben.“ [138]

Der Vorstand des „Roland“, zumeist in Person des 1. Vorsitzenden Schulz, war in allen heiklen Fragen in der Regel um vorauseilenden Gehorsam [139] bemüht (d.h. bemüht, dem Führer entgegenzuarbeiten). Als z.B. Reetz, der in Grimma eine Ortsgruppe bildete, angefragt hatte, „ob hinsichtlich der Aufnahme von Mitgliedern irgendwelche Sperrvorschriften bestehen, teilen wir Ihnen mit, daß an sich keinerlei Sperrvorschriften ergangen sind, daß der Verein ‚Roland’ sich aber streng an den Arierparagraphen hält und daß vor der etwaigen Aufnahme von Angehörigen ehemaliger Linksparteien und von gemaßregelten Beamten derartige Tatsachen auf jeden Fall dem Vorstand berichtet werden möchten. ... Auf eine Anfrage erklärte die Geheime Staatspolizei, daß durch die Aufnahme derartiger Mitglieder dem Verein die größten Schwierigkeiten entstehen könnten. Mit Rolandgruß und Heil Hitler! Dir. (Schulz). 1. Vorsitzender.“ [140]

Wie wirkte sich diese Grundhaltung in konkreten Fällen aus? In Grimma war es der Aushilfslehrer Max Koppe, der aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen worden war und Mitglied des „Roland“ werden wollte. Koppe war vor 1930/31 Mitglied der KPD gewesen und hatte „noch Anfang März 1933 bei der Post eine kommunistische Zeitung bestellt. Er hat sich auch mit den Bestrebungen der Schwarzen Front beschäftigt.“ Schulz fragte nun am 16.5.1936 sowohl bei der Reichsstelle für Sippenforschung als auch am 16.8.1937 bei der Kreisleitung Grimma der NSDAP an, „ob irgendwelche Bedenken bestehen, Herrn Max Koppe, ... als Mitglied in unseren Verein aufzunehmen. Der Verein ‚Roland’ gehört dem Volksbund der Deutschen Sippenkundlichen Vereine an, dessen Vors. der Reichsamtsleiter Dr. Kurt Mayer, Leiter der Reichsstelle für Sippenforschung beim Reichsministerium des Innern, ist.“ Die NSDAP-Kreisleitung hatte „nichts dagegen einzuwenden“ und Koppe, wieder aufgenommen in die „Volksgemeinschaft“, durfte sogar Vorträge halten. – In Crimmitschau konnte der Standesbeamte Sachsenröder nicht in die Liste der Vertrauensmänner des „Roland“ für die Erbgesundheitsämter aufgenommen werden, da er Freimaurer gewesen war. Im übrigen liest sich die Liste wie ein „Wer ist wer?“ der sächsischen Genealogie, in Crimmitschau sind z.B. Dr. Alfred Linder und Dr. med. Werner Heynold Vertrauensmänner gewesen.

Kopfzerbrechen bereitete auch Paul Langheinrich. [141] Er war offensichtlich schon 1934 von der Genealogical Society of Utah als deren Ehrenmitglied dazu ausersehen worden, in Deutschland ihr wichtigster Interessenvertreter zu werden. So erzählte er dem Zwickauer Ortsgruppen-Leiter des „Roland“ Fritz Schulz, er sei der heimliche Verbindungsmann zwischen Gercke und den Mormonen. Als Schulz (der Dresdener Vorsitzende) - diensteifrig wie immer - anfragt, erhält er als Auskunft von der Gestapo: „Über Langheinrich ist durch die zuständige Gendarmerie erörtert worden. L. ist zwar Mitglied der Kirche Jesu Christi der Mormonen; gegen diese Sekte bestehen aber keine Bedenken. ...  Er ist ... früher nicht Marxist gewesen, sonstiger Ruf gut. Strafrechtlich und spionagerechtlich ist nichts bekannt.“ Auch Mayer in Berlin hat „in sittlicher Beziehung keine Bedenken gegen ihn“ und Langheinrich kann damit Berufssippenforscher werden. [142]

Die Akten enthalten Beispiele einer penetranten Servilität. Als ein Ferdinand Burkowski am 1.6.1939 schrieb: „Mit einigen SS-Kameraden habe ich die Absicht, hier in Wien eine Gesellschaft für Familienforschung zu gründen“, leitete Schulz diesen Brief sofort nach Berlin weiter, damit die Wiener Initiative ja nicht der zentralen Kontrolle entgehen konnte.

Am 5.7.1937 sprach der Landgerichtsrat a.D. Dr. Heinrich Scheuffler bei Schulz vor und „bat um Sippenforschungsaufträge“. Schulz hatte nichts Besseres zu tun, als sich bei der Dresdener Kreisleitung der NSDAP über Scheuffler zu erkundigen.  Die Antwort: „Der Volksgenosse Scheuffler ist am 1.10.34 ... entlassen worden. ... Sch. verweigert offensichtlich den Deutschen Gruß auch auf Dienststellen und steht heute noch unter polizeilicher Nachüberwachung. Die Aufnahme in den ‚Roland’-Verein kann von hier aus nicht befürwortet werden.“ [143]

Das für das Dritte Reich häufige und typische Gerangel [144] zwischen den verschiedenen Institutionen und Entscheidungsträgern, fand auch in den kleineren Städten statt. In Oschatz z.B. versuchte ein Dr. Baumann [145] 1938 einen Stützpunkt des „Roland“ aufzubauen. Nach Dresden berichtete er [146] : „Wir hielten im Jahre 1938 mehrere Versammlungen ab. Es erschienen dieselben treuen Besucher wie früher. Die Bauern sind schwer ranzukriegen. Sie und Angehörige der anderen Berufe entschuldigen ihre Abwesenheit ... mit Zeitmangel. Ob unser Stützpunkt der Partei ein Dorn im Auge ist, weiß ich nicht. Merkwürdig war es, daß die sippenkundliche Arbeitsgemeinschaft der NSDAP gerade an dem Tage zusammentreten mußte, an dem wir etwas veranstalteten.“ Schulz antwortete darauf: „Wir haben auch anderweit die Beobachtung gemacht, daß ein eigenartiger Wettstreit unter den Parteistellen besteht; es scheint die sippenkundliche Arbeit nicht nur die Reichsstelle für Sippenforschung sondern auch das Rassenpolitische Amt und die Landesbauernschaft für sich in Anspruch zu nehmen.“ [147]   Von Stadt zu Stadt war das aber sehr unterschiedlich, denn es hing auch vom gegenseitigen persönlichen Verhältnis der handelnden Personen ab.

Eine Nebenbemerkung noch zur Haltung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens in dieser Zeit. Am 12.2.1934 hatte die volksmissionarische Bewegung Sachsens (Deutsche Christen) [148] zu einer Kundgebung der sächsischen Kirchenregierung im Zirkus Sarrasani mit Reichsbischof Ludwig Müller eingeladen, auf der Landesbischof Coch darauf hinwies, „daß es der Genialität des Führers gelungen sei, nach und nach das ganze deutsche Volk für seine Ideen zu begeistern.“ Schulz mußte den Oberkirchenrat Johann Karl Klotsche davon abbringen [149] , ein Hakenkreuz im Wappen zu führen. [150] Am 10. März 1939 veröffentlichte die „Sächsische Evangelische Kirchenzeitung. Einziges kirchenamtliches Nachrichtenblatt“ ein Kirchengesetz, demzufolge nach „§1 Juden nicht Mitglieder der ... Landeskirche Sachsens werden können. ... §3 Kirchensteuern von Juden, auch wenn sie Mitglieder der ... Landeskirche sind, nicht mehr erhoben werden.“ In derselben Nummer dieses Blattes wird angekündigt, daß man von nun an den Kirchenbücher besondere Aufmerksamkeit widmen wird.

Die Überwachung der Vereinsaktivitäten war manchmal recht direkt. Am 10.2.1937 referierte die Zahnärztin Dr. Mariele Döring [151] vor der Roland-Ortsgruppe Chemnitz  „über das heikle Thema ‚Erblehre und Sterilisationsgesetz’. ... Es gab dabei einige Überraschungen und ich mußte noch am Vortragstag nachmittags den Vortrag ändern lassen in ‚Die Erblehre als Grundlage für die rassehygienischen Gesetze’. ... Trotzdem wurde dieser Vortragsabend ohne mein Wissen durch einen Beamten der geheimen Staatspolizei überwacht, der sich am Schluß der Versammlung bei mir zu erkennen gab. ... In Zukunft werde ich bei Angeboten von Vortragsthemen vorsichtig sein und stets erst zu ergründen suchen, ob über dieselben gesprochen werden darf.“ [152] Wenige Monate später verlangte dann ein „Hauptwachtmeister .... das Mitgliederverzeichnis der Chemnitzer Ortsgruppe“. [153] In diesem und ähnlichen Fällen trat Schulz dann direkt mit der Gestapo und anderen Dienststellen in Kontakt, und er konnte die Angelegenheit durch umsichtiges Handeln beilegen. [154]

Schulz scheute sich nicht, einzelne Mitglieder zu verteidigen, wenn die gegen sie vorgebrachten Anschuldigungen falsch oder übertrieben waren. Am 26.4.1939 will der Kreisleiter der NSDAP, Kreis Chemnitz, daß Rudolf Abigt als Vorsitzender der Ortsgruppe des Chemnitzer Roland abgelöst wird, da Abigt Freimaurer gewesen sei. Der Kreisleiter droht, „den Fortbestand des Vereins selbst als gefährdet anzusehen, wenn hier keine Änderung geschaffen würde.“ Schulz setzt sich mit dem Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD Dresden in Verbindung und läßt von diesem ermitteln und am 11.10.1940 klarstellen, daß Abigt zwar bis 1933 Freimaurer gewesen ist, aber nur als einfacher Logenbruder [155] , für die seit dem 6.6.1939 ein Amnestiegesetz gilt. Abigt bleibt im Verein und bleibt Vorsitzender der Chemnitzer Ortsgruppe.  

Kommen wir nun zu den unerfreulichsten Dingen der Vereinstätigkeit und den Auswirkungen der Rassegesetzgebung in konkreten Einzelfällen. Am 13.9.1933 schickte der Vorsitzende des „Roland“ an das Roland-Mitglied Dr. Martin Granzin in Torgau als Drucksache kommentarlos einen Zeitungsausschnitt mit einer rot angestrichenen Notiz über die Entlassung des früheren Oberbürgermeisters von Offenbach, Granzin. Empört schrieb das Torgauer Mitglied zurück: „In verwandtschaftlicher Beziehung stehe ich zu diesem Herrn nicht. ... Ich bemerke nur, um Mißdeutungen zu entgehen, daß ich selbst in der nationalsozialistischen Bewegung ... stehe.“ [156]

Schwerer wogen da schon die Sorgen des Dr. Martin Nathusius, Besitzer der Polte-Werke in Magdeburg und lebenslanges Mitglied des Roland. Am 2.1.1935 [157] wendete er sich hilfesuchend an Kell: „Von seiten einer Konkurrenzfirma ist das Gerücht ausgestreut worden, daß die Familie des Dr. M. Nathusius nichtarisch sei. Da Dr. M. Nathusius politischer Leiter der NSDAP ist und die Dokumente auf der Partei geprüft sind, ist dieses Gerücht falsch. Es kommt aber darauf an, schnell Gegenmaßnahmen zu ergreifen, da eine erhebliche Geschäftsschädigung vorliegt, wenn solche Gerüchte bei der Kundschaft umlaufen. Bitte teilen Sie mir mit, welche Maßnahmen nach Ihren Erfahrungen in solchen Fällen am schnellsten zum Ziele führen, um solchen Gerüchtemachern beizukommen.“ Kell antwortet am 14.1.: „Wir selbst können in der Angelegenheit nichts tun. Wenden Sie sich doch an den Sachverständigen für Rasseforschung, Herrn Dr. Gercke. ... Eine entsprechende Notiz in den Zeitungen, worin die Verleumdung zurückgewiesen wird, dürfte noch wirksamer sein. ... Fälle von Zeitungsnotizen sind uns z.B. aus Berlin bekannt.“

Am 22.12.1937 wandte sich der Münchener Sippenforscher Otto Müller an den Roland: „Die Nachforschungen für den Abstammungsnachweis des SS-Obergruppenführers Schmauser stoßen in der Linie Goldacker auf erhebliche Schwierigkeiten, weil die Kirchenbücher der Evang. Pfarrei Werdau/Sa. vor 1756 verbrannt sind. ... Da die Nachforschungen für den Abstammungsnachweis infolge bereits angeordneter Vorlage an den Reichsführer-SS sehr dringlich sind, wäre ich für baldmögliche Erledigung sehr dankbar.“ [158]

Dramatisch konnten die Abstammungsnachweise bei nichtehelicher Geburt werden. Im folgenden Fall arbeitete der Ehemann als Verwaltungs-Scharführer in einer Dienststelle der NSDAP und seine uneheliche geborene Frau muß den Ariernachweis erbringen; ihre Mutter wohnte jedoch inzwischen als Witwe in New York, verweigerte aber dem Deutschen Generalkonsulat jede konkrete Auskunft, denn in Amerika wußte niemand etwas über ihre uneheliche Tochter. „Die von ihnen vorgelegte ehrenwörtliche Versicherung über die arische Abstammung ihrer Ehefrau ... kann keinesfalls als genügend anerkannt werden. Ich muß auf Beibringung urkundlicher Nachweise unbedingt bestehen. Der Führer der Standarte 100. SA der NSDAP. Schuffenhauer.“ – Die Ehefrau des SA-Führers sendet nun am 15.2.1938 über das Generalkonsulat nach New York einen verzweifelten Brief:

„Liebe Mutter!

Durch den Verein für Sippenforschung ‚Roland’ bin ich nun jetzt in den Besitz Deiner Antwort gekommen, und muß ich sagen, daß es mir vollkommen unverständlich ist, daß Du mir den Namen meines Vaters verschweigst, nachdem derselbe gestorben ist, was ich übrigens schon wußte, da ja sogar Deine Mutter Andeutungen gemacht hatte, wer der Vater sei. ...

Es ist dies meine erste berechtigte Bitte an Dich als meine Mutter und wohl auch meine letzte Bitte, mir den Namen meines Vaters anzugeben bzw. zuzugeben. Diese Feststellung ist ja nicht ausschließlich für mich, sondern für meinen Mann wichtig, mit dem ich, so wie Du einstmals, in glücklichster Ehe lebe, und dann bin ich das meinem Kinde oder meinen Kindern schuldig, die einmal später, auf Grund gesetzlicher oder sonstiger  Anordnungen, im Leben ihre Abstammung nachweisen müssen. Momentan besitzen wir noch kein Kindchen, was ich mir aber sehnlichst wünsche.

Du vergißt, daß Du Dich niemals um Dein Kind kümmern brauchtest, ferner daß ich auch niemals mit einer Bitte in irgendeiner Form an Dich herangetreten bin und dies auch jetzt nicht tun würde, wenn es sich nicht um eine an meinen Mann gestellte Forderung handelt, auf deren Erfüllung ich allerdings in diesem Fall dringen muß, da ihm sonst in seiner parteiamtlichen Tätigkeit Schwierigkeiten entstehen.

Es ist bitter für mich, daß Du mich als meine leibliche Mutter vor Deinen anderen Kindern verleugnen mußt, diese menschlichen Beweggründe verstehe ich vollkommen, so schmerzlich es mich auch trifft, als Dein erstes Kind. Aber ist denn Dein Herz so hart, daß es mich deshalb noch nicht versteht, denn diese Antwort habe ich von Dir nicht erwartet. ...

Es entstehen Dir doch absolut keine Unannehmlichkeiten beim Nennen oder Zugeben des Namens und verschwinde ich dann ja für immer aus Deinem Leben. Du bist doch Mutter und mußt doch einsehen, daß ein Kind das Recht hat, seinen Vater zu erfahren. ...  Es nützt mir nichts, daß Du angibst mein Vater sei arisch, ich muß noch seinen Vater und Großvater urkundlich nachweisen, dann erst ist die Angelegenheit vollständig. Diese ganze Arbeit erledigt der Verein für Sippenforschung ‚Roland’. ...

Ich hoffe nun, daß Du meine Bitte erfüllst, ich kann darauf nicht verzichten.“ [159] Der Brief brachte das angestrebte Ergebnis: Die Mutter gab gegenüber einem Konsulatsbeamten den Namen des Vaters preis.

Nach der „Reichskristallnacht“ verschärfte sich die Lage der Juden. Viele, die bis dahin, wenn auch unter Mißhelligkeiten, noch ihrer Arbeit nachgehen konnten, wurden immer stärkeren Repressalien ausgesetzt oder befürchteten solche. Deshalb schrieb der Automobilhändler Dipl.-Ing. Glücklich (Dresden, Gillestr. 10) am 18.12.1938 [160] an Schulz: „Mein Vater kann es sich nicht denken, daß seine Mutter Jüdin gewesen sei, doch kann er das Gegenteil auch nicht behaupten. Nur gefühlsmäßig und auf Grund der genossenen Erziehung in einem vollkommen christlich geführten Haushalt, lassen es ihm undenkbar erscheinen. Die Frage ob meine Großmutter väterlicherseits Arierin war, ist also von meinem Vater nicht einfach mit ‚Ja’ oder ‚Nein’ zu beantworten, da eine solche Frage vorher nie aufgetaucht ist und die Kirchenbücher laut amtlicher Bescheinigung in Bielitz verbrannt sind. ...  Wir (mein Bruder und ich) haben uns seiner Zeit nach Herauskommen der Nürnberger Gesetze schweren Herzens entschlossen, den schlimmsten Fall anzunehmen, und meinen Vater veranlaßt, sich lieber gesetzmäßig als Jude zu bezeichnen, als daß er sich irgendwie strafbar machen oder es ihm zur Last gelegt werden könnte, wenn er sich, ohne es amtlich belegen zu können, als Mischling bezeichnen würde. ... Heute drückt es uns schwer, daß wir unseren Vater bei eventuell noch zu erwartenden Verordnungen in eine Lage gedrängt haben, die ihn unglücklich machen würde. ... Sie werden es verstehen, daß ich nichts unversucht lassen möchte, was meinem Vater, der nunmehr seit 54 Jahren der ev.-luth. Kirche angehört, mit einer Arierin verheiratet war, nie Verkehr mit Juden hatte und uns zwei Kinder christlich und deutschvölkisch erzogen hat, ... vielleicht ein bissel Lebensmut zu erhalten. Wir haben bisher das Schlimmste angenommen, um nicht irgendwie unkorrekt zu sein. Sollte sich wider Erwarten das Schreckliche bestätigen, so haben wir wenigstens alles getan was in unserer Macht stand und müssen versuchen, unser Schicksal zu tragen. ... Heil Hitler. Gerhart Alfred Glücklich.“ Schulz lädt zum 6.1.1939 Glücklich zu einem persönlichen Gespräch in seine Wohnung ein. Die Nachforschungen werden in Gang gesetzt und beide Großeltern väterlicherseits als mosaischen Glaubens bestätigt. Für die Urkunden, die (den vielleicht etwas naiven) Glücklich selbst zum Halbjuden machen, hat er über 70 RM an den Roland zu bezahlen.  Natürlich hätte Schulz ihm auch den Rat geben können, es bei der Bestätigung, daß die Unterlagen verbrannt seien, zu belassen und unter allen Umständen von weiteren Nachforschungen abzusehen. Eine derartige Handlungsweise, die gelegentlich von anderen Stellen in ähnlichen Fällen berichtet worden ist [161] , lag Schulz persönlich fern.

Ausgesprochene Antisemiten gab es unter den Roland-Mitgliedern einige. Den Briefkopf von W. Trautvetter, den man als Vertrauensmann des Roland für Wurzen gewinnen wollte, „zierte“ anstatt eine Wappens ein gefälschtes Treitschke-Zitat: “Wie an der Eiche Pilz und Schwamm, so wuchert der Jude am Menschenstamm, und wo die Juden am besten gedeihen, hört man die Armut am lautesten schreien. Die Juden sind unser Unglück.“ [162]

Am 7.10.1935 fragte eine Margarete Kirschbaum aus Gohrisch [163] , die erst einmal selbst eine Seite lang glaubt beteuern zu müssen, daß ihr Familienname keine jüdische Abstammung bedeutet, beim Roland an: „Ob es möglich ist, mit ihrer Hilfe, Auskunft über die arische bzw. nichtarische Abstammung eines anderen Volksgenossen, ohne dessen Wissen zu erlangen.“ Schulz antwortet: “Es ist rechtlich und tatsächlich möglich, Auskünfte und Unterlagen über die arische bzw. nicht-arische Abstammung eines anderen ... ohne dessen Wissen zu erlangen.“ Daraufhin präzisiert Frau Kirschbaum ihre Anfrage: „Judenverdacht ist heute eine Beleidigung, äußere ich nun, daß ich einen Beamten für einem Judenstämmling halte, kann ich also verklagt bzw. bestraft werden, sage ich aber nichts, dann komme ich als deutschempfindender Mensch mit meinem Gewissen in Konflikt und es wird dann unmöglich, einen Fall zu klären, der in nationalsozialistischem Geiste geklärt werden müßte. ...  Der Wunsch einen vermeintlichen Judenstämmling auch als solchen entlarvt zu sehen, entspricht meinem Wahrheitsdrang, es ist doch schon eine ärgerliche Angelegenheit ... wenn deutsche Volksgenossen von Judenstämmlingen getäuscht bzw. dirigiert werden. ... Besonders die blonden und blauäugigen Juden, solche, die nun gerade keine krumme Nase haben, versuchen immer wieder, keinesfalls ausgeschaltet zu werden. ... Ich bitte also um Zusicherung ihrer strengsten Verschwiegenheit.“ Schulz empfiehlt am 23.10.1935, den delikaten Forschungsauftrag einem „vertrauenswürdigen Sippenforscher“ zu übertragen und benennt Kurt Wensch. „Er steht Ihnen mit Rat in jeder Beziehung zur Verfügung. Heil Hitler.“

Am 21.10.1940 trat die „American Society of Heraldry“ (Los Angeles) dem “Roland” als Mitglied bei und wollte ihrerseits Schulz zum „Correspondent Member“ ernennen. Als Schulz darüber eine Notiz in den Roland-Mitteilungen drucken wollte, schrieb ihm Mayer am 27.10.1941: „Es ist ganz unmöglich, daß sie angesichts der augenblicklichen politischen Verhältnisse irgendwie engere Bindungen zu Einrichtungen der USA eingehen. ... Der von mir befragte Chef der Sicherheitspolizei und des SD ist meinem Standpunkt beigetreten. K. Mayer. SS-Standartenführer.“ [164]  

Noch einmal versammelt sich am 30. Mai 1942 in Dresden der „Roland“ anläßlich des 40. Jahrestag seines Bestehens zu einer großen repräsentativen Feier [165] als staatstragender Verein, als der man sich zurecht fühlt und gibt. Es ist die letzte Veranstaltung des Vereins. Am 17.8.1943 schreibt Schulz, der sich seit 1939 Schulz-Blochwitz nennen darf, an Dr. Werner Fraustadt (Bautzen): „Unser Sohn (19 Jahre) steht wieder an der Front im Osten. Gott wolle ihn behüten.“ Der einzige Sohn ist am selben Tag gefallen. Die Geschäftstätigkeit des Roland und seines Vorsitzenden, der bei dem vernichtenden Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 ausgebombt wird, bricht zusammen.

1945 wird Schulz-Blochwitz kurzzeitig von der Roten Armee verhaftet, entgeht aber der Versendung in ein Konzentrationslager (wo ein Wecken verschollen ist). Die Akten des nunmehr aufgelösten Vereins, wo mancher Vorgang ausgereicht hätte, um ihn auf viele Jahre nach Sibirien zu bringen, nahm niemand in die Hand. „Wieder frei“ – und jetzt zitieren wir den 1967 in West-Berlin gedruckten Nachruf [166] – „wurde der Untadelige sofort am 1. November 1945 ... als Juristischer Oberkirchenrat in das Landeskirchenamt zu Dresden berufen.“ Gleichzeitig ernannte ihn die Kirche zum Domherrn zu Wurzen und 1948 zum Domherrn von Meißen. „Diese Ernennungen empfand der stets stark Traditionsgebundene als die Krönung seiner Laufbahn.“ 1950 siedelte er legal nach West-Berlin über, wo er noch vier Jahre lang Beamter im Landesversorgungsamt war. Er engagierte sich beim „Herold“, wo er mehrere Jahre lang Vorstandsmitglied war (zusammen mit anderen Persönlichkeiten, die eine ähnliche Biographie haben [167] ) und in verschiedenen Jahren tätig als Schatzmeister und Schriftleiter der Vierteljahreszeitschrift dieses Vereins.

Zum Schluß erhebt sich die Frage, inwieweit die Vereinsgeschichte des „Roland“ und auch die Biographie seines Vorsitzenden ein Ausnahmefall ist oder eher die Regel.  Bei der Ausarbeitung dieses Beitrags und anderer Arbeiten hatte der Verfasser auch zahlreiche Schreiben und Veröffentlichungen aus anderen genealogischen Vereinen des deutschen Sprachraums in der Hand. [168] Dabei ist der Eindruck entstanden, daß zwischen den Extremen – dem „Deutschen Roland“ mit Koerner auf der einen Seite und der Leipziger Zentralstelle mit Hohlfeld auf der anderen – der Dresdener Roland mit seinen zahlreichen Ortsgruppen, die wiederum in ihrem Eifer deutlich variieren, durchaus als ein durchschnittlicher Fall angesehen werden kann. [169]

In den letzten beiden Jahrzehnten ist es in Deutschland Brauch geworden, die Ereignisse der Jahre 1933 bis 1945 von ihrem Endergebnis her zu beurteilen. Dieses Endergebnis war jedoch den Zeitgenossen, die das Jahr 1933 als nationalen Aufbruch [170] und die Jahre bis  1941 mit ihrer sozialen, wirtschaftlichen und militärischen Dynamik erlebten, noch nicht bekannt gewesen. Selbst ein v. Gebhardt (vor 1933 eher durch kritische Distanz bekannt) berichtete am 31.10.1941 „An den Herrn Direktor des Reichssippenamtes“ über einen dänischen Genealogen, der „schon 1938 den dänischen Nationalsozialisten sehr nahe stand und dessen Tätigkeit sich ... nicht von der eines deutsches Sippenforschers unterscheidet, der im Sinne der deutschen Rassegesetzgebung wirkt, wie wir alle.“ Wäre nach dem Anschluß Österreichs und dem Münchener Abkommen „Hitler zu diesem Zeitpunkt einem Herzinfarkt oder einem Attentat erlegen – hätten ihm die Deutschen nicht allen Terror und das Leid, ... verziehen und ihr vergöttertes Genie als größten Staatsmann ihrer neueren Geschichte verehrt?“, fragt der Historiker Wehler. [171]

Auch hatten die wenigsten damit Probleme, die erlebte Zeit umzudeuten. Es gibt kaum einen denkenden und kritischen Menschen, dessen Weg im Beruf und Gesellschaft nicht durch kleinere und größere Konflikte gekennzeichnet ist. Das Dritte Reich und auch die Geschichte des Roland war, wie wir belegen konnten, reich an Konflikten. Diese Meinungsverschiedenheiten werden im Nachhinein als geistiger Widerstand umgedeutet. Als Beleg für diese Sicht ein Zitat über die Tätigkeit des „Gausippenamtes Hessen-Nassau“: „Dieses im Januar 1943 gegründete Amt ... unterstand, trotz des Namens, weder dienstlich noch fachlich dem Berliner Reichssippenamt. Noch im Entstehungsjahr konnte es  unter Leitung von H. F. Friederichs den hypertrophierten Ariernachweis der Partei und die Maßnahmen anderer Stellen in der Rassenmischlingsfrage in ihren Auswirkungen abfangen, wie es auch die Abgabe der ... Judenregister nach Berlin verweigerte; seine Sorge galt mit Erfolg der Sicherung genealogisch wichtiger Quellen und Archivalien vor Kriegseinwirkungen und der Förderung genealogischer Arbeiten.“ [172] So gab es 1945 nach ihrem Selbstverständnis nur noch mehr oder weniger verdienstvolle Widerstandskämpfer [173] , die überlebt hatten. [174]



[91] Lösener, Bernhard und Friedrich A. Knost. Die Nürnberger Gesetze mit den Durchführungsverordnungen und den sonstigen einschlägigen Vorschriften. 5. Aufl. Berlin: Franz Vahlen 1942. [59] Erich Wasmansdorff am 10.7.1938 an Butte

[92] Ruttke, Falk: Rasse, Recht und Volk. Beiträge zur rassengesetzlichen Rechtslehre. München: J. F. Lehmann 1937, S. 12. – Nicht alle waren bereit, die unmenschlichen Konsequenzen dieser neuen „Nützlichkeits- Rechtsauffassung“ kritiklos mitzutragen. So schied Dr. Helmut Nicolai, ein engagierter Genealoge und völkischer Jurist, seit 19.2.1934 Ministerialdirektor im Reichsministerium des Innern, nach wenigen Monaten wieder aus dem Ministerium aus und wurde 1935 aus der NSDAP ausgeschlossen. Vgl.: Hoppe-Nicolai, Tanja: 500 Jahre Familie Nicolai. Adlkofen 2000.

[93] Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin: Walter de Gruyter 1998.

[94] Ruttke, S. 10 – Neben dem Rassenbegriff der Physischen Anthropologie gab es im Sprachbegriff aber auch einen Rassenbegriff und ein Rasseverständnis, in der ein Volk als ganzes als „Rasse“ verstanden wurde (so wie bei Saller). Hitler selbst pendelte zwischen diesen beiden Rassebegriffen nach Belieben.

[95] Weiss, Yfaat (Haifa): Das „deutsche Blut“ und die Juden. Jüdische Rezeptionen der Nürnberger Gesetze. In: Kerner, Max (Hrsg.): Eine Welt – eine Geschichte? 43. Deutscher Historikertag in Aachen. 26. bis 29. September 2000. Berichtsband. München: Oldenbourger Wissenschaftsverlag 2001, S. 31-32. – S.32: „Die Erfahrung, dass ‚jüdisches Blut’ als Grund für die Exklusion aus dem Staatsverband gelten kann, wurde zum jüdischen Trauma. Ihre Verarbeitung manifestiert sich unter anderem im israelischen Naturalisationsverfahren: als Jude gilt hier zum Zwecke der Einbürgerung, der/diejenige, der/die in Deutschland zum Zwecke der Ausbürgerung als Jude galt. Damit gilt für Israel als jüdischen Staat nicht die halachische bzw. die religiöse Definition des Judentums, sondern ähnliche Kriterien, wie die vom nationalsozialistischen Staat definierten.“ – Unverständlich ist deshalb der Beitrag von: Leighton-Langer, Peter: Zum Thema „Jüdische Herkunft“. Notwendige Korrekturen. Archiv für Familiengeschichtsforschung 7 (2004) 297-303.

[96] Kukatzki, Bernhard. „Da ich in Mischehe lebte glich mein Dasein dem eines Einsiedlers.“ Dr. Ludwig Fauth (1897-1953), Mathematiker und Mensch. Pfälzisch-Rheinische Familienkunde 52 (2003) 211-215.

[97] Meyer, Beate: „Jüdische Mischlinge“. Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung. Hamburg: Dölling und Galitz 1999.

[98] Lösener, Bernhard: Als Rassereferent im Reichsministerium des Innern. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 9 (1961)  264-313.  – Diese Ausführungen werden von Historikern sehr kritisch betrachtet.

[99] Klemperer, Victor: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten, Tagebücher 1933-1945. Berlin: Aufbau 1995.

[100] Anfänglich hatte Schulz an eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gedacht.

[101] Positive Gutachten lagen von Prof. Ernst Rüdin, Prof. Otto Reche, Dr. Heinrich Butte und Dr. Franz Blanckmeister (der aber eher die Leipziger Zentralstelle als Träger des Unternehmens empfehlen wollte) vor. – Für das ihm von Schulz entgegengebrachte Vertrauen revanchierte sich Reche  mit einem „Entwurf für die Organisation eines Reichsamtes für Volksaufartung“. – Roland-Archiv 760

[102] Neliba, Günter: Wilhelm Frick. Der Legalist des Unrechtsstaates. Eine politische Biographie. Paderborn: F. Schöningh 1992.

[103] Zitiert aus einem Brief vom 10.1.1934 an die „Liebe Tante Mile!“, Roland-Archiv 765. – Pläne wurden in dieser Zeit auch von anderen gemacht, z.B.: Knodt, Hermann: Heroldsamt für arische Familien- und Rassenkunde. Pfarrerblatt Nr. 47 (1933) 659-660.

[104] Schulz, Johannes: Erhaltung, Vereinigung und Auswertung der Kirchenbücher. Deutsches Pfarrerblatt (Essen) 38 (1934), Nr. 8, 96-98.

[105] Schulz hat den betreffenden Briefwechsel bis in die letzte Einzelheit und jeden Briefumschlag dazu in 14 Mappen abgelegt. Besonders interessant darin ist, daß er auch Tages- und Wochenzeitungen und vieles mehr über jede Meinungsäußerung zu Fragen der Genealogie und ihrer Randgebiete abgesucht und Ausschnitte dazu gesammelt hat. Auf diese Weise lassen sich die geistigen und organisatorischen Veränderungen der Jahre 1933-35 (bis zu Gerckes Sturz) in vielen, hier aber viel zu weit führenden, Details belegen. Schulz scheint aber damals nie ein Fachbuch gelesen zu haben - denn er bezieht sich nie auf eines -  sondern sein Informationsbedürfnis nur auf die Presse beschränkt zu haben.

[106] Schulz am 25.11.1933 über die Begegnung mit Euler in der N.S. Auskunft in München berichtend: „Herr Euler – mit dem ich – nach meinem Anrufe aus dem Braunen Haus, ... auf meine Frage hin,  wer der Vertreter Dr. Gercke’s sei, verbunden wurde und zu dem ich ... durch einen SS-Mann und die Telefonzentrale in ein Dienstzimmer vermittelt wurde.“ Roland-Archiv 764

[107] Friedrich Wilhelm Euler alias Wilfried Euler arbeitete bis zu Gerckes Sturz eng abgestimmt mit diesem zusammen. Man sehe sich nur einmal die Beiträge Eulers in den Nachrichtenblättern von Gerckes Reichsverein an. – Nach 1935 war Euler in der wissenschaftlichen Fachbibliothek zur Judenfrage des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschland in München tätig (siehe weiter unten). 1956 gründete Euler das „Institut zur Erforschung historischer Führungsschichten“ in Bensheim.

[108] Schulz an Gercke, Roland-Archiv 761

[109] An anderer Stelle führt Schulz an, daß es sich um den von Theodor Fritsch gegründeten Germanenorden, einem 1923 verbotenen Geheimbund, gehandelt hat, dem auch Philipp Stauff, Rudolf Hess und Dietrich Eckart angehört hatten. Darüber hinaus war Schulz von 1930 bis 1933 Mitglied des völkischen Skaldenordens gewesen. – Roland-Archiv 260

[110] Schulz an Gercke, Roland-Archiv 760

[111] Schulz am 21.7.1937 an die Firma Klambt, Roland-Archiv 700

[112] Herausgegeben vom Rat zu Dresden, Sippenamt, als Erhebungsbogen für sämtliche Geschwister, die Eltern, Großeltern, die Nachkommen und Seitenverwandten, soweit dies möglich war. Roland-Archiv 843. – Nach Einspruch des Reichsinnenministeriums 1935 gegen die Bezeichnung „Sippenamt“ wurde dieses Amt zur Abteilung für Erb- und Rassenpflege.- Roland Archiv 260

[113] Arbeitsauftrag, erteilt durch Medizinalrat Pg. Dr. Vellguth, Leiter des Sächsischen Erbgesundheitsamtes. – Roland-Archiv 260. – Vellguth, Hermann: Blut und Rasse. Dresden: Deutsches Hygiene-Museum 1936..

[114] Hayn, Friedrich: Stofftafel zur Familien- und Rassenkunde sowie Vererbungslehre in den Schulen. Halle/Saale: Pädagogischer Verlag von Hermann Schroedel 1933.

[115] Dem Gutachten des Roland ist eine umfangreiche kommentierte Bibliographie der Fachliteratur beigegeben, „zugleich Übersicht über Wege und Aufgaben der Familienkunde im nationalsozialistischen Staat“. Darin z.B.: Wecken, Friedrich: Die Ahnentafel als Nachweis deutscher Abstammung, eine nationalsozialistische Bedingung für die Erwerbung des Staatsbürgerrechts. Leipzig: Degener 1933. – Roland-Archiv 586

[116] Vgl.: Weiss, Volkmar: Inbreeding and genetic distance between hierarchically structured populations measured by surname frequencies. The Mankind Quarterly 21 (1980) 135-149.- www.v-weiss.de/inbreeding.html 

[117] Fetscher, Rainer: Abriss der Erbbiologie und Rassenhygiene. 2. Aufl., Frankfurt/Main: Salle 1934 (= Mathematisch-naturwissenschaftliche-technische Bücherei 10).

[118] An die Deutsche Heimatschule, 25.3.1935, Roland-Archiv 574. –  1937-1942 war dann der „Roland“ für das „Heimatwerk Sachsen“, der kulturellen Vorfeldorganisation der Gauleitung der NSDAP, vielfach aktiv. – Roland-Archiv 585

[119] Z.B. Glückwünsche zum 60. Geburtstag Tanzmanns; Schulz am 1.12.1938 an Tanzmann: „Der Roland verehrt in Ihrem dichterischen und volkspolitischen Werk den Ausdruck einer völkischen und vaterländischen Gesinnung. ... Wir gedenken noch gern des gemeinsamen Abends (27.1.1937) des Weltwacht- und des Rolandkreises um Ludwig Finckh, an dem Ihre und unsere Arbeit in schönem Einklang sich zusammenfanden.“ - Roland-Archiv 717

[120] Vgl. Carrière, R.: Mitteilungen des Roland 22 (1937) 1-4 und 57-59.

[121] Siehe dazu auch: Weiss, Volkmar: Die Hochbegabtenuntersuchungen, in: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Stocker 2000, S. 61-67. – www.v-weiss.de/table.html

[122] Zu der herausragenden Rolle, die SS-Sturmbannführer Prof. Schultz in der Hierarchie der Rasseforscher gespielt hat, siehe: Massin, Benoit: Anthropologie und Humangenetik im Nationalsozialismus. In: Kaupen-Haas, Heidrun und Christian Saller (Hrsg.) Wissenschaftlicher Rassismus. Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften. Frankfurt/M.: Campus 1999, S. 12-64.

[123] Rissom, Renate: Fritz Lenz und die Rassenhygiene. Husum: Matthiesen 1983 (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften 47).

[124] Vgl.: Weiss, Volkmar: Bevölkerung und soziale Mobilität: Sachsen 1550-1880. Berlin: Akademie-Verlag 1993; insbesondere: Schlußbetrachtungen zur sozialen und demographischen Herkunft des Proletariats, S. 212-215. – Während Neomarxisten und Protoindustrialisierungs-Theoretiker, ohne empirische Zahlen, noch 50 Jahre später die Auffassung verbreiteten, daß sich das Proletariat durch Selbstvermehrung gebildet habe, war Müller schon 1935 durch seine konkreten genealogischen Kenntnisse zu richtigen Einsichten gelangt.

[125] Typisch für diese Terminologie die Titelwahl seines Buches: Müller, Karl Valentin: Der Aufstieg des Arbeiters durch Rasse und Meisterschaft. München: J. G. Lehmann 1935.

[126] Käsler, Dirk: Müller, Karl Valentin (1896-1963), in: Neue Deutsche Biographie, 18. Band. Berlin: Duncker und Humblot 1997, S. 445-447. – Bereits am 15.12.1945 wurde Prof. Müller, Leiter des Instituts für empirische Soziologie in Hannover, vom zuständigen Kultusminister genehmigt, eine begabungssoziologische Untersuchung an allen Schulen der damaligen Provinz Hannover durchzuführen. Diesem Institut war eine selbsttändige „Genealogische Forschungsabteilung“ in München eingegliedert, bei der Euler ständiger wissenschaftlicher Mitarbeiter war.

[127] Roland-Archiv 832

[128] Alte Chemnitzer Kirchenbücher erzählen. 1. Beilage zum Chemnitzer Tageblatt, Nr. 78, 19.3.1937

[129] Bericht des Schriftführers, Roland-Archiv 754

[130] Roland-Archiv  5. – Hartnacke, nach 1933 Volksbildungsminister in Sachsen, war in dieser Stellung in Ungnade gefallen und entlassen worden. – Vgl. auch: Hartnacke, Wilhelm: Geistige Begabung, Aufstieg und Sozialgefüge: Gegen eine Verstümmelung der höheren Schulen. Soest: Mocker und Jahn 1950.

[131] Anmerkung an dieses Schreiben: „Am 18.9. wurde beim Rassenpolitischen Amt der NSDAP Dr. Wecken angefragt, ob dort irgendwelche Bedenken gegen die Roland-Wintervorträge im allgemeinen  und insbesondere gegen Hartnacke bestünden. Dr. Wecken hält beides für unbedenklich.“ Nachr. Dr. Butte. - Roland-Archiv 5

[132] Roland-Archiv 222

[133] Heiber, Helmut: Walter Frank und das Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschland. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1966 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 13). – Siehe auch. http://www.geschichte.uni-muenchen.de/jgk/freundeskreis_rund3.shtml#Papen

[134] Unter den zionistischen Juden stieß diese Politik keineswegs nur auf Ablehnung oder gar Widerstand. Wir zitieren im folgenden: Prinz, Joachim: Wir Juden. Berlin: E. Reiss 1934, S. 148ff.: „Die Emanzipation zwang den Juden zur Anonymität und zur Leugnung seines Judentums. ... Der Zusammenbruch der jüdischen Anonymität ist für jeden deutlich. Aus den letzten Schlupfwinkeln der Taufe und der Mischehe sind sie hervorgezogen worden. Wir sind nicht unglücklich darüber. Wir sehen in diesem Zwang zum Bekennen, zum klaren, eindeutigen Mut, zu seiner Gemeinschaft zu stehen, zugleich die Erfüllung unserer Sehnsüchte. ... Das Ende des liberalen Staates muß das Ende der liberalen Judenfrage zur Folge haben. Die Chance des Liberalismus ist verspielt. Die einzige politische Lebensform, die die Assimilation des Judentums zu fördern gewillt war, ist untergegangen. ... Die Theorie der Assimilation ist zusammengebrochen. Kein Schlupfwinkel birgt uns mehr. Wir wünschen an die Stelle der Assimilation das Neue gesetzt: das Bekenntnis zur jüdischen Nation und zur jüdischen Rasse. Ein Staat, der aufgebaut ist auf dem Prinzip der Reinheit von Nation und Rasse, kann nur vor dem Juden Achtung und Respekt haben, der sich zur eigenen Art bekennt. Er kann keine anderen Juden wollen, als die Juden des klaren Bekenntnisses zum eigenen Volk. ... Die Nationwerdung des Judentums aber bedeutet die Rückkehr eines Kerns der Judenheit in die alte Heimat (Palästina). Die Qual der Assimilation ist zu Ende.“  - Siehe auch: Elieser, Gedalja Ben: Jüdisches Volk, antworte! Wien: Dr. Heinrich Glanz Verlag 1937.

[135] Grau, Wilhelm: Die historische Statistik der Judentaufen und Mischehen in Deutschland. Blätter für deutsche Landesgeschichte 83 (1937) 174-178. – Nachdruck in: Ekkehard 13 (1937) 206-207.

[136] Euler, Friedrich Wilhelm: Das Eindringen jüdischen Blutes in die englische Oberschicht. Forschungen zur Judenfrage 6 (1941) 104-252.  

[137] Akte Dr. Arnold Fabian, Roland-Archiv 532

[138] Vgl. Fußnote 2: Die Vorgeschichte ...

[139] Der Verfasser war selbst vor 1989 zehn Jahre lang in Leipzig Leiter einer Arbeitsgemeinschaft Genealogie im Kulturbund der DDR gewesen, mit der die Vereinsgründung nach der Wiedervereinigung 1990 vorbereitet wurde. Er verstand sich in dieser Zeit mit der Genealogie persönlich immer im Gegensatz zur staatstragenden - ursprünglich kommunistischen - Ideologie, die in ihrer Zerfallsphase sogar wieder „bürgerliche Familienkunde“ zuließ. Dieser Gegensatz machte aber eine Art der Zusammenarbeit - etwa gar mit geheimen Sicherheitsdiensten, wie sie Schulz beim Roland praktizierte - völlig undenkbar, und sie fand nie statt. Die institutionelle Stellung der Genealogie war in den beiden Systemen vor und nach 1945 völlig konträr.

[140] Schreiben vom 1.6.1936, Roland-Archiv 423

[141] Nach 1945 war es Paul Langheinrich gewesen, der in der sowjetischen Besatzungszone die an mehreren Stellen ausgelagerten Unterlagen des Reichssippenamtes in einem „Deutschen Archiv für Genealogie“ zusammenführte. Vgl.: Wermes, Martina, Jude, Renate, Bähr, Marion und Hans-Jürgen Voigt: Bestandsverzeichnis der Deutschen Zentralstelle für Genealogie. Teil I. Die Kirchenbuchunterlagen der östlichen Provinzen Posen, Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien. Neustadt/Aisch: Degener 1991. S. 8-10.

[142] Am 5.1.1938 ernannte die „Genealogical Society of Utah“ Schulz (Dresden) zu ihrem lebenslangen Mitglied. – Roland-Archiv 282

[143] 19.10.1937; Roland-Archiv 11

[144]   Vgl. Fußnote 38, Reichsnährstand und Reichssippenamt ...

[145] Der Roland am 18.3.1935 an Baumann: „Ihrem Wunsch vom 13.d.M. entsprechend schrieben wir heute an die Kreisleitung der N.S.D.A.P., daß wir Sie als unseren Vertrauensmann bestellt hätten, stillschweigendes Einverständnis erwarteten, falls nicht irgendwelche Einwände vorgebracht würden.“ – Roland-Archiv 774

[146] Baumann am 1.7.1938 an den Roland; Roland-Archiv 774

[147] Schulz am 9.7.1938 an Baumann; Roland-Archiv 774

[148] Bereits 1933 setzte sich die „Deutsch-Christliche Arbeitsgemeinschaft Großdeutschlands“ für Maßnahmen zur Erhaltung und Auswertung der alten Kirchenbücher ein. In November 1933 hatte Schulz vor dem von Pfarrer Vogel geleiteten „Sächsischen Führerring auf deutsch-christlicher Grundlage“ referieren können.  – Roland Archiv 765

[149] Schulz am 6.7.1938 an Klotsche; Roland-Archiv 651

[150] Schon 1933 hatte es der Leipziger Propst Friedrich Israel eilig nachzuweisen, daß der ursprüngliche Familienname Österhelt gewesen wäre, um seinen Familiennamen ändern zu lassen. -  Roland-Archiv 6

[151] Tochter des Vereinsmitglieds Albert Döring

[152] Rudolf Abigt, Obmann der Chemnitzer Ortsgruppe, an Schulz; Roland-Archiv 753

[153] Abigt am 5.3.1938 an Schulz. -  Roland-Archiv 754 – Schulz übergab am 3.9.1938 ein Verzeichnis der Roland- Mitglieder im Raum Chemnitz an die Gestapo in Dresden. -  Roland-Archiv 305

[154] Die Jagd nach den Ahnen trieb manchmal kuriose Blüten: Am 11.9.1939 berichteten z.B. die „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ über die Verurteilung des „Stammbaumfälschers“ Ing. Max Herbert Kramer (Waldkirchen-Zschopenthal), der als „Sippen- und Heimatforschungs-Schwindler“ ganz großen Stils entlarvt wurde, zu zwei Jahren Gefängnis.  Er war nicht der einzige Schwindler, der versuchte, von der Ahnenkonjunktur zu leben.

[155] Statt dessen hatte Abigts Bruder eine höheres Amt in der Loge bekleidet. – Roland-Archiv 280

[156] Granzin am 18.9.1933 an die Geschäftsstelle des Roland; Roland-Archiv 4

[157] Roland-Archiv 411

[158] Roland-Archiv 8. - Der Name Goldacker war natürlich für Himmler verdächtig. Aber es handelt sich um eine rein bäuerliche Familie im Raum Zwickau, die auch der Verfasser (AL 11 414 der Deutschen Zentralstelle für Genealogie, Leipzig) unter seinen Vorfahren hat.

[159] Der gesamte Vorgang unter Roland-Archiv 447

[160] Roland-Archiv 4

[161] Martius, Goetz-Alexander. 1933-1945 – Auch das geschah in Deutschland: Martius zum Beispiel. Genealogie 51. Jg. (2002) 267-278. Es wird über das Verhalten von Karl Schofeld, Mitarbeiter im Reichssippenamt, berichtet, wie er bewußt Akten verschleppt und unterdrückt hat. – Siehe auch: Niebaum, Peter et. al. (Hrsg.): Ein Gerechter unter den Völkern. Hans Calmeyer in seiner Zeit (1903-1972). Universitätsverlag Rasch 2001.

[162] Trautvetter am 28.4.1937 an den Roland; Roland-Archiv 12

[163] Roland-Archiv 6

[164] Roland-Archiv 291

[165] Unter den Gästen auch eine Frau Gebert geb. Modrow.

[166] Stöwesand, Rudolf: Johannes Schulz-Blochwitz 1887-1967 dem Freunde. Der Herold, N.F. 5/6 (1967) 472-475.

[167] Wie etwa Karl Themel. Vgl.: Gailus, Manfred: Vom evangelischen Sozialpfarrer zum nationalsozialistischen Sippenforscher. Die merkwürdigen Lebensläufe des Berliner Theologen Karl Themel (1890-1973). Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 49 (2001) 796-826. – Für die Fünfziger und Sechziger Jahren dürfte es in Deutschland schwer sein, ein Vorstandsmitglied eines genealogischen Vereins zu finden, das nicht vor 1945 Sippenforscher gewesen war.

[168] Z.B.: Ohling, Gerhard: 30 Jahre ostfriesische Sippenforschung. Ostfriesland, H. 3 (1955) 53. – Kritisch dazu auf S. 194-208: van Reeken, Dietmar: Heimatbewegung, Kulturpolitik und Nationalsozialismus – die Geschichte der „Ostfriesischen Landschaft“ 1918 – 1949. Aurich: Ostfriesische Landschaft 1995 (= Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands 75). – Paul, Roland. Familienforschung in der Pfalz im Dritten Reich. Pfälzisch-Rheinische Familienkunde 49 (2000) 335-339.

[169] Die Bibliothek des von dem SS-Mann Mayer geführten Berliner „Herold“ war z.B. 1941 auf vertraglicher Grundlage unentgeltlich in den Räumen des Amtes für Sippenforschung der NSDAP untergebracht. – Roland-Archiv 792

[170] von Schirach, Baldur: Ich glaubte an Hitler. Hamburg: Mosaik 1968. – S. 50: „Ich habe in 21 langen Gefängnisjahren darüber nachgedacht, wie es möglich war, ein Kulturvolk mit so leichter geistiger Kost zu ködern. Und ich bin zu der Ansicht gelangt, daß Hitler mit seinen Parolen beim überwiegenden Teil des deutschen Bürgertums offene Türen einrannte.“

[171] Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Vierter Band: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949. München: C. H. Beck 2003, S. 623.

[172] Friederichs, Heinz F.: Die Entwicklung der Genealogie in Hessen und Nassau. Hessische Familienkunde 3 (1956) 577-590.

[173] Im Januar 1947 wendete sich von einer „Geschäftsstelle der Deutschen Sippenforschung“, Friedrich Viktor von Hülsen von Flensburg aus mit einem Rundschreiben an „alle Familien-, Sippen- und Geschlechtsverbände sowie alle bekannten blutbewußten Deutschen“ zur Gründung einer „Deutschen Sippen-Partei“. – Hohlfeld lehnte am 16.5.1947 den Vorschlag als „ein Überbleibsel nationalsozialistischer Gesinnung“ ab.

[174] Der Vorgang hat sich 1990 in der früheren DDR wiederholt.

Teil I: Die Organisationsstruktur, S. 65-81