Der folgende Text aus: Weiss, Volkmar: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Leopold Stocker 2000, S. 212-215
Die erfolgreiche qualitative Bevölkerungspolitik der DDR
Anfang
der Siebziger Jahre erlangte eine lose Gruppe von Personen, die sich über die
Zusammenhänge von IQ und Kinderzahl ernsthafte Gedanken machte, Einfluß auf die
Sozial- und Studentenpolitik der DDR, und es gelang dieser Gruppe, eine Reihe
von politischen Weichenstellungen zu veranlassen, die auf eine qualitative
Bevölkerungspolitik hinausliefen, wenn auch dieser Begriff niemals gebraucht
wurde und es niemals eine öffentliche Diskussion mit dieser Thematik gab.
(Vielleicht ist das auch die einzige Möglichkeit - parteipolitisch
übergreifender Konsens mit möglichst geringer öffentlicher Diskussion - um auf
diesem Gebiet jemals etwas in einer Demokratie zu erreichen.) Jetzt wurde eine
Tabelle veröffentlicht (Dorbritz und Schwarz 1996), aus der die Ergebnisse dieser Politik abzulesen sind, noch dazu im Vergleich mit der alten Bundesrepublik Deutschland.
Kinderlose Frauen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren in
Deutschland - Stand 1994 (in %) |
Beruflicher Bildungsabschluß Alte
Neue der Frau
Bundesländer
Bundesländer ungelernt 15,0
11,4 angelernt
21,0
12,7 Lehre/Facharbeiter
20,1
5,7 Meister
20,4
6,3 Fachschule 31,0
5,0 Hochschule
37,2
7,9 Quelle: Dorbritz
und Schwarz (1996), S. 244, Tab. 11 |
Diese
Tabelle beweist, daß die DDR zwischen 1970 und 1990 der einzige Staat der
Neuzeit gewesen war, in dem es gelungen ist, eine außerordentlich erfolgreiche
qualitative Bevölkerungspolitik durchzusetzen. Die zahlreichen Kinder der
Frauen mit Fach- und Hochschulabschluß dürften Wanderungsverluste, die seit
1945 in Richtung Westen entstanden waren, voll ausgeglichen haben, und es wuchs
um 1990 in der DDR eine Generation heran, die sich in ihrem mittleren IQ mit Ostasien
messen konnte. Es ist die Ironie der Geschichte, daß die Früchte dieser Politik
jetzt von der alten Bundesrepublik Deutschland geerntet werden, die auf diese
Weise ihre eigene kinderfeindliche, dysgenische Bevölkerungspolitik korrigieren und kaschieren kann. Denn die wenigsten der heute Studierenden werden in den neuen Bundesländern einen Arbeitsplatz erhalten und gehen westwärts.
Kurt Starke, der vom Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig (vgl. Friedrich 1999) aus mit seinen Forschungsergebnissen in maßgeblicher Weise diese Studenten- und Bevölkerungspolitik beeinflußt hat, zog 1989 diese Bilanz: „Zu einer bedeutsamen Größe wuchs in den
vergangenen 15 Jahren der Anteil der Studenten, die bereits während des
Studiums eine Familie gründen und beginnen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
Zwei Drittel der Männer und Frauen äußern sowohl am Anfang als am Ende des
Studiums eine Zwei-Kinder-Wunsch, 18% der Absolventen möchten einmal drei
Kinder und 11% nur ein Kind. Diese Vorverlegung der Familiengründung in die
berufsvorbereitende Phase, die vor einigen Jahren noch ausschließlich der
akademischen Bildung vorbehalten war, geht einher mit psychosozialen Prozessen,
zu denen ... die Einstellungen zu einer
dauerhaften Partnerschaft, eigenen Kindern und Familien gehören. ... Während
bereits 7% der Studienanfänger verheiratet sind (doppelt soviele
männliche wie weibliche), ist am Studienende jeder
zweite Absolvent bzw. Absolventin verheiratet. 17% sind noch ohne Partner, die
restlichen Absolventen tragen sich mit Heiratsabsichten oder leben überwiegend
in eheähnlichen Verhältnissen. Insgesamt möchten rund 80% der Absolventen
(männliche wie weibliche) einmal verheiratet sein. Besonders stark angewachsen
ist der Teil jener Studenten, die während des Studiums bereits Vater bzw.
Mutter werden. Während von den Absolventen des Jahrgangs 1974 nur 20% Mutter
bzw. 24% Vater waren, sind dies von den Absolventen 1986 33% (31% 1 Kind, 2% 2
Kinder) bzw. 43% (32% 1 Kind, 10% 2 Kinder). 14% der Hochschulabsolventinnen
sind schwanger. Diese enorme Zunahme der Studenten-Eltern steht im Einklang mit
dem hohen Stellenwert, den Kinder in der Lebenswertehierarchie einnehmen. 38%
der studierenden Mütter oder Väter sind ebenfalls mit einem Studenten oder
einer Studentin verheiratet. Obwohl Schwierigkeiten der verschiedensten Art im
Alltag der studierenden Mütter nicht ausbleiben, bestätigen 94% von ihnen eine
überwiegend gute Vereinbarkeit von Mutterschaft und Studium. 96% würden - noch
einmal vor die Frage gestellt - wieder mit Kind studieren. Dabei leben 81% der
studierenden Mütter mit ihrem Kind zusammen. ... Zwei von drei Studentinnen,
die im Studium ein Kind bekommen, schließen eine Fördervereinbarung ab, deren
Wirksamkeit allerdings von den Betroffenen unterschiedlich beurteilt wird. ...
Die Leistungsunterschiede zwischen Studentinnen mit und ohne Kind sind nicht so
gravierend, als daß es einen Grund gäbe, in Zukunft studierende Mütter
abzulehnen. Die Studentenehe und die Elternschaft
sind in einem historisch kurzen Zeitraum Alltag im Studium geworden. Ganz
offensichtlich können Väter und insbesondere Mütter quantitativ weniger Zeit
für das Studium aufbringen. ... Es ist daher nur verwunderlich, daß studierende
Mütter und Väter hohe Studienleistungen (darunter auch überdurchschnittlich
hohe) erbringen und recht effektiv, zeitökonomisch und geschickt studieren.“
Nach 1990 war es mit diesen Studentenmütter in kürzester Zeit wieder vorbei. Wenn man davon ausgeht, daß die jungen Leute auch heute noch Kinder möchten, so ist es wohl die Angst der jungen Frauen, auf dem Arbeitsmarkt nach Abschluß des Studiums mit ein oder zwei kleinen Kindern keine Chance für eine Ersteinstellung zu haben, die sie davon abhält, bereits als Studenten Kinder zu haben. In einer freien Wirtschaft muß es deshalb zu einer grundlegenden Änderung für die Voraussetzungen für die Beschäftigung von Mütter
kommen. Wir werden in Teil IV - in der politischen Diskussion - auf diese
Kernfrage der sozialen Entwicklung zurückkommen.
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