Vorgeschichte und Folgen des arischen Ahnenpasses: Zur Geschichte der Genealogie im 20. Jahrhundert. Arnshaugk 2013, 374 Seiten

Die folgenden Texte sind in diesem Buch in überarbeiteter und aktualisierter Form enthalten auf den Seiten 127 bis 178.


Genealogie 53. Jg. (2004), S. 65-81

Der genealogische Verein "Roland" (Dresden) von 1933 bis 1945

Teil I:

Die Organisationsstruktur

 

Volkmar W e i s s

 

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Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ [1] vom 7.4.1933 und das „Reichserbhofgesetz“ vom 29.9.1933 verlangten den „arischen Abstammungsnachweis“ bis 1800 zurück. Höhere Dienstränge der SS hatten sogar den „großen Abstammungsnachweis“ zurück bis 1750 zu erbringen. Über die  Vorgeschichte des „arischen Ahnenpasses“ - also die Zeit bis 1933 - haben wir bereits ausführlich berichtet [2] . Wir setzen hier die Kenntnis dieses Textes voraus und schließen unmittelbar daran an.

Mit dem nunmehr erforderlichen Abstammungsnachweis [3] wurde der Antisemitismus zur staatlichen Aufgabe. Auch für die Archive [4] entwickelte sich daraus ein Beschäftigungsprogramm noch nicht dagewesenen Ausmaßes. Der Direktor der staatlichen Archive Bayerns, erklärte auf dem 26. Deutschen Archivtag 1936 in Karlsruhe [5] : „Für mich  als Nationalsozialist und Archivar, der sich von jeher in den Dienst der Familienforschung gestellt hatte, bestand 1933 keinen Augenblick ein Zweifel, daß auch für die deutschen Archive eine neue Stunde geschlagen hat.  ... Mehr als die Hälfte aller Anfragen bewegen sich heute auf dem Gebiet der Familienforschung. ... Es gibt keine Rassenpolitik, es gibt auch keine Erbbiologie ohne Archive.“

Die Führungskräfte der NSDAP waren 1933 im Durchschnitt sehr jung und in ihrem Alter repräsentativ für ein Volk, in dem um 1900 relativ mehr Kinder geboren worden waren als je zuvor und danach. Auch der „Reichssachverständige für Rassefragen“, Dr. Achim Gercke, der am 7.4.1933 nach Berlin ins Innenministerium berufen wurde, war ein junger Mann [6] . In Göttingen hatte er als Chemiker promoviert und nebenbei unter der Bezeichnung „Archiv für berufsständische Rassenstatistik – Deutsche Auskunftei“ [7] eine umfangreiche Kartei über Juden an deutschen Hochschulen [8] aufgebaut. Mit dieser Empfehlung hatte er Ende 1931 die Leitung der NS-Auskunft bei der Reichsleitung der NSDAP in München übernommen. Mit genealogischer Vereinsarbeit hatte er bis 1933 wenig Kontakt und Erfahrung, und das wurde rasch sein Problem. Denn die Notwendigkeit, für Millionen Personen einen Abstammungsnachweis zu erbringen, war in den allermeisten Fällen eine Routine der Familiengeschichtsforschung, für die aber doch bestimmte Sachkenntnisse erforderlich waren, wie sie in den genealogischen Vereinen angesiedelt waren. Mit rhetorischem Schwung versuchte Gercke, die an Lebensjahren zumeist älteren Vereinsvorsitzenden und ihre Mitglieder für die neuen Aufgaben zu gewinnen und zu begeistern.

„Grundsätzlich muß man sich fragen, ob die bisherigen wissenschaftlichen Vereine in der Lage sind, neue Aufgaben, die sich zwangsläufig aus den Ideen des Nationalsozialismus ergeben, zu erfüllen. An sich bedeutet es immer eine Gefahr, neuen Wein auf alte Schläuche zu füllen. ... Aus diesem Grund muß ein neuer Weg beschritten werden, um von der Familiengeschichtsforschung von gestern zur Sippenforschung von heute zu gelangen. ... Sippenforschung – dieses Wort ist allein schon ein Programm. Es bedeutet im Gegensatz zur Familiengeschichtsforschung die Abwendung von dem nur persönlichen Interesse an einer größeren oder kleineren Blutsgruppe, der Sippe, oder die Abkehr von der nur genealogischen und geschichtlichen Betrachtung zur vererbungswissenschaftlich unterbauten Forschung und letzten Endes auch das Aufgeben  der individualistischen Arbeitsrichtung. ...  Sippenforschung bietet die Möglichkeit, sämtliche Volksgenossen in die Ideenwelt des Nationalsozialismus hineinzuführen, sie bietet die Möglichkeit, alle Menschen zu den Erkenntnissen der Rasseforschung zu führen.“ [9]

Wie kam das in der Provinz an? Wir wollen Geist und Probleme der Jahre 1933 bis 1945 an Hand des Archivs [10] des genealogischen Vereins „Roland“ beleuchten. Der Verein war am 18.1.1902 in Dresden von Studienrat Prof. Dr. phil. Hermann Unbescheid als erster, ausdrücklich bürgerlicher, Verein der Welt gegründet worden. Er verstand sich als ein überregionaler Verein mit Ortsgruppen außer in Dresden auch in Leipzig (seit 1904), Berlin (1904), Magdeburg (1905), Hamburg (1908), Chemnitz (1919), Frankfurt am Main (1919), Nürnberg (1921), Stettin (1923), Hof (1924) und Stendal (1925) und 1200 Mitgliedern (Stand 1923) im gesamten deutschen Sprachraum. Bis 1930 hatten sich die Ortsgruppen Hamburg, Nürnberg, Hof und Magdeburg vom „Roland“ gelöst, um als selbständige regionale Vereine zu wirken; auch die Ortsgruppe Leipzig bestand nicht mehr.

1933 befand sich der Verein mit noch rund 300 zahlenden Mitgliedern als Ergebnis der Wirtschaftskrise in einer sehr schwierigen Lage, da zahlreiche Mitglieder mit ihren Beiträgen in Rückstand waren. Bis 1933 hatte sich der Verein und sein Vorstand in keiner Weise durch antisemitische Äußerungen hervorgetan, so wie sich für die Mehrzahl der genealogischen Vereine bis dahin eher kritische Distanz und Ablehnung des Antisemitismus feststellen läßt. Die Hoffnungen der Jahre 1933/34 für die Genealogen lassen sich am besten mit einer Rede [11] belegen, die Oberregierungsrat Pg. Dr. Gotthard Kell [12] , gehalten hat, der im November 1933 Oberstaatsanwalt Pg. Dr. Gustav Selle [13] als Vorsitzender des „Roland“ abgelöst hatte:

„Der Nationalsozialismus und das neue Reich Adolf Hitlers haben bewußt den Familien- und Rassegedanken zur Grundlage ihrer Staatsidee, aller ihrer staatspolitischen Maßnahmen erhoben und den Gemeinnutz in den Mittelpunkt ihrer Weltanschauung gestellt. ... Damit haben sie auch der Sippenforschung einen neuen Sinn und ein weites Betätigungsfeld gegeben.

Bisher wurde die Familienforschung vielfach nur kulturhistorisch betrieben, ihre Auswertung beschränkte sich auf den kleinen Kreis der Genealogen und Historiker. Die Verbreitung des Gedankenguts der Familienkunde wurde den in allen Teilen des Reiches bestehenden privaten Vereinen überlassen, die keinerlei staatliche Förderung erfuhren. Sie stand gewissermaßen außerhalb des allgemeinen Interesses und schien eine bloße Liebhaberei einzelner ohne praktischen Wert für die Allgemeinheit zu sein. Jetzt hat der Staat die Notwendigkeit erkannt, sich der Sippenforschung anzunehmen, sie zu einer Angelegenheit des öffentlichen Lebens, zum Lehrgegenstand in den Schulen zu machen und in Verbindung damit das Standesamt zum Sippenamt auszubauen, weil sie geeignet und berufen ist, den Familien- und Heimatsinn, das Verständnis für Rasse und Vererbung, die Liebe zu Land und Leuten, die Verbundenheit mit Blut und Boden, das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit aller deutschen Volksgenossen zu fördern und zu stärken. Entsprechend dem Führerprinzip hat das neue Reich die Sippenforschung nicht, wie bisher, sich selbst überlassen, sondern angefangen, auch auf diesem Gebiete die Volksgenossen nach großen staatspolitischen Gesichtspunkten zu führen und zu leiten, weil man gerade in Kreisen der deutschen Staatsführung erkannt hat, daß die Familie die Urzelle des Volkes ist und ein Staat nur gedeihen kann, wenn er sich auf gesunde, rassisch wertvolle Familien gründet, während Niedergang des Familienlebens und Rassenverfall auch zur Auflösung des staatlichen Gefüges führen muß. Fremdes und krankes Erbgut zerstört die Gesundheit des Körpers, der Empfindung und der Gedankenwelt des Einzelnen und damit im ganzen Volke.

Die Sippenforschung bildet die nötige Grundlage zur Feststellung des biologischen Wertes einer Familie und zum Aufbau einer systematischen Volkstumspflege. Schon die ersten Gesetze der neuen Reichsregierung haben gezeigt, wie hartnäckig und folgerichtig sie diesen ihren Leitgedanken in die Tat umzusetzen gewillt ist. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums bestimmt, daß dem Staate als Beamter nur dienen darf, wer dem deutschen Volke rassemäßig angehört und damit auch seelisch gleichartig ist. Der Nachweis der arischen Abstammung wird daher von jedem Beamten, allen Amtswaltern der Partei gefordert, der jeden zwingt, sich in seine eigene Ahnenwelt zu versenken und selbst Klarheit darüber zu verschaffen, woher er stammt und welche Erbanlagen in ihm schlummern. Das Gesetz über die Gewährung von Ehestandsdarlehen führt den Begriff der Erbgesundheit erstmalig in die Gesetzgebung ein. Es folgte das Erbhofgesetz und das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, die der rassischen Aufartung des deutschen Volkes dienen.“

Wir wollen an dieser Stelle nicht diese Mischung aus Phrasen, Alltagseinsichten und antisemitischer Gedankenwelt zerpflücken, sondern statt dessen darauf verweisen, daß der revolutionäre Schwung von 1933/34 sich nicht im Antisemitismus erschöpfte. Der rechtslastiger Ideologie unverdächtige Journalist Götz Aly brachte das folgendermaßen auf den Punkt [14] : „Heute wird die Rassenideologie des Nationalsozialismus oft als pure Anleitung zu Haß und Vernichtung verstanden. Doch für Millionen Deutsche lag das Attraktive des neuen politischen Programms in dem nach innen gerichteten völkischen Gleichheitsversprechen. Für viele schien die Einebnung der Klassenunterschiede in der Staatsjugend, im Reichsarbeitsdienst, in den Großorganisationen der Partei und langsam selbst in der Wehrmacht fühlbar zu werden. Programmatisch verband die Nazibewegung die soziale mit der nationalen Homogenisierung ... . Demnach durfte ein so genannter Arier bald nach 1933 keine Beziehung mehr mit einer so genannten Jüdin eingehen, aber erstmals konnte ein Offizier ein Mädchen aus einer Arbeiterfamilien heiraten – vorausgesetzt: Beide Partner erwiesen sich nach erbhygienischen Kriterien als ehetauglich. ... In der Tendenz brach der Begriff Rasse den Begriff Klasse.  ... Die Mehrheit der Deutschen empfand die Zeit als Epoche besonders schneller Veränderung, sozialer Umschichtung, breiter Aufwärtsmobilisierung, oft auch hoher individueller Verantwortung. .. Das dritte Reich errang seinen innenpolitischen Zuspruch als das Reich der kleinen Leute und jener deutschen Intellektuellen, die beschlossen hatten, ihren Klassendünkel aufzugeben.“

Dabei waren die Strömungen und Stimmen vielschichtig. Während ein Referent des Reichspropagandaministeriums 1933 verkündete [15] : „Jeder Deutsche muß erfassen, was Rasse- und Erbwerte sind! ... Ist denn nur die Zahl der Staatsbürger entscheidend, und nicht auch die Qualität des Nachwuchses?“, meinte der Familienforscher Norbert Schaidl [16] , „Bearbeiter des Chemnitzer Familienbuches“ : „Jeder Hundeliebhaber, der Wert auf edle und gute Eigenschaften und auf eine reine Rasse legt, verlangt mit dem Tier den Stammbaum. Jeder Hühnerzüchter, der sich nicht um der Eier willen Hühner hält, ist stolz auf die reine Rasse der Tiere. ... Und als Beweis für die Echtheit der Tiere hat er den Stammbaum. ... Man sagt der Stammbaum, es ist aber wie bei dem Menschen die Ahnentafel.“ Extreme Meinungen stießen aber in den genealogischen Zeitschriften auch auf Widerspruch: So liest man z.B. in einer Rezension eines Buches von Hermann Gauch [17] : „Wenn der Verfasser den Beweis zu erbringen sucht, daß nur die Nordischen den Anspruch erheben dürften, Menschen genannt zu werden, daß die nicht Nordischen nur Übergangsformen zwischen Mensch und Tier, aber nicht eigentlich Menschen seien und deshalb am besten als Untermenschen bezeichnet werden müßten, so kann das ...  nicht Grundlage der Rasseforschung sein.“

Währenddessen bemühte sich Gercke, das in die Familienforschung zu bringen, was er für die notwendige Ordnung hielt. Die Mitgliedschaft von Einzelpersonen in einem Reichsverein machte er von der Ausfüllung eines Fragebogens abhängig, den die Regionalvereine von allen ihren Mitgliedern abfordern mußten und in dem auch nach der Zugehörigkeit zur NSDAP gefragt war. Dr. Ludwig Munzinger (Dresden) drohte aus diesem Grund mit seinem Austritt aus dem „Roland“ und der Vorsitzende des „Roland“, Dr. Kell, versuchte ihn umzustimmen [18] : „Der Reichsverein wird die Frage aufgenommen haben, um zu sehen, ... wer sich zur Weltanschauung des Nationalsozialismus ... bekannt hat. Denn schließlich ist das neue Reich doch auf dieser Grundlage aufgebaut und die ‚Partei’ ist jetzt der Staat. ... Außer Ihnen ist nur ein auswärtiges Mitglied, das sich an der Parteifrage gestoßen hat. Alle anderen haben ohne Anstand den Bogen ausgefüllt. ... Schließlich müssen wir allen am Neubau des Reiches mitwirken. ... Denn wenn wir Mitglieder uns nicht mit dem Programm der NSDAP = Staat einverstanden erklären, stellen wir uns außerhalb der ... anzustrebenden Volksgemeinschaft. Wie in jedem anderen Verein, im ständischen Aufbau, bei Behörden usw. wird jetzt danach gefragt, ob man Mitglied der Partei ist. ... Wir als Verein müssen alles tun, um gegenüber der Partei zu zeigen, was wir auf unserem Gebiet leisten. .. . Würden wir also in dem Fragebogen die Spalte ‚Partei’ weggelassen haben, so hätten wir uns bewußt als ein Verein gekennzeichnet, ... der den jetzigen Staat ablehnt. Die große Masse unserer Mitglieder legt anscheinend keinen so großen Wert auf diese feine Unterscheidung, die Sie herauslesen, sondern die Mitglieder sind gewillt, dem Reichsverein beizutreten und mitzuarbeiten.“

Da Gercke die gewachsenen Strukturen der Vereine zu mißachten versuchte und den Geschäftsführer der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte (Leipzig), Dr. Johannes Hohlfeld [19] , von Anfang an als politischen Gegner betrachtet hatte, stieß die Gründung eines zentralistischen Reichsvereins auf erheblichen Widerstand, so daß an ihr nur Gerckes engere Mitarbeiter und Dr. Koerner (für den „Deutschen Roland), der sich schon vor 1933 durch seinen Antisemitismus hervorgetan hatte [20] , teilnahmen. Im folgenden blieben „Der Herold“ (Berlin), „Der Ekkehard“ (Halle) und damit die „Genealogischen Abende“ und die Leipziger Zentralstelle dem Reichsverein fern. Der „Roland“ (Dresden) hingegen, den man zur Gründung gar nicht eingeladen hatte, bemühte sich, Anschluß zu finden, obwohl Hohlfeld versuchte [21] , Kell davon abzuhalten [22] . Stolz kann Kell bereits am 27.6.1934 (bzw. 4.10.1934) an die „Bezirksgruppe im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen“ mitteilen: „Als 1. Vorsitzender des Familienkundlichen Vereins ‚Roland’ in Dresden, der voriges Jahr die große familien- und erbkundliche Ausstellung ‚Volk und Familie’ im Deutschen Hygienemuseum veranstaltet hatte und jetzt von Herrn Sachverständigen für Rasseforschung im Reichsministerium des Innern Dr. Gercke als Landesverein für den mitteldeutschen Raum im Rahmen des neugegründeten ‚Reichsvereins für Sippen- und Wappenforschung e.V.’ in Berlin anerkannt worden ist – ich selbst bin in den engeren Führerrat [23] des Reichsvereins berufen worden und darf auf den Pressebericht über ‚Neuordnung der Sippenforschung’ im Freiheitskampf [24] vom 23.6.34 S. 5 verweisen. Ich würde gern ... einen Vortrag über ein sippenkundliches Thema halten. ... Auch bin ich dem Gaubeauftragten für Sachsen des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP als Sachverständiger für das Gebiet der Familien- und Sippenforschung beigeordnet.“

Abgesehen von den organisatorischen Schwierigkeiten der Anfangsphase 1933/35 läßt sich ein geistiger Widerstand der Genealogen gegen die Ziele des Nationalsozialismus aus den Akten und Veröffentlichungen nur noch vereinzelt herauslesen. Er war auch gefährlich. Personen, die sich vor 1933 offen gegen Hitler ausgesprochen hatten, wie Hohlfeld, wurden in ihrer Existenz bedroht, andere, die Zweifel geäußert und bis 1933 Koerner tatkräftig isoliert hatten (wie z.B. Paul v. Gebhardt), schwiegen, und andere, wie z.B. v. Klocke, wollten nach 1945 vergessen haben [25] , daß PD Dr. Friedrich von Klocke (Münster) neben 62 weiteren führenden Köpfen der deutschen Genealogie im Nachrichtenblatt Nr. 1 (15.7.1934) und 3 (1.9.1934) des Reichsvereins als Mitglieder des Führerrats aufgelistet ist. Das Thema des Vortrages von v. Klocke auf der Hauptversammlung des „Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine“ in Verbindung mit dem 25. deutschen Archivtag vom 2.-6.9.1934 in Wiesbaden lautete: „Das Wissenschaftsbild der Genealogie im Rahmen nationalsozialistischer Grundanschauungen“ [26] . „Unumgänglich ist es, bei allen genealogischen Bemühungen auf eine wirkliche völkische Familien- und Sippenkunde hin zu streben, ... darum geht es nun im zweiten Hitler-Jahr wirklich“, meinte v. Klocke. [27]

Für den Dresdener „Roland“ hatte die von Gercke angestrebte Neuorganisation tiefgreifende Folgen. Die Ortsgruppen in Berlin, Stendal und Stettin scherten aus. Mitglieder, die außerhalb Sachsens wohnten, sollten sich dem jeweils dort zuständigen Regionalverein anschließen, Mitglieder anderer Vereine und alle Neu-Interessenten, die in Sachsen wohnten, wurden hingegen auf den „Roland“ als zuständigen Landesverein verwiesen. Diese Richtlinie erzeugte natürlich erst einmal ein großes Durcheinander, zumal die Zahlung, Verteilung und Verwendung der Beiträge von Anfang an keinesfalls allgemeinverständlich geregelt war. Andererseits brachte dieses strenge Regional- bzw. Wohnortprinzip Dynamik in die genealogischen Organisationsformen. Am 29.10.1934 versammelte sich in Dresden eine Arbeitsgruppe [28] , um die Bildung von „Roland-Ortsgruppen“ vorzubereiten. Unklar war zu diesem Zeitpunkt, wo „Sachsen“ genealogisch anfing oder aufhörte. In den Grenzen von 1815 oder in den Grenzen zuvor? So erwägte man die Gründung von Ortsgruppen in 27 Städten, darunter Cottbus, Wittenberg, Merseburg und Lauban. In allen Städten galt es Vertrauensleute zu benennen, die man bei den Familienforschern von Beruf („Müssen Sie Pg. sein?“), bei Heimatschutzvereinen, im Nationalsozialistischen Lehrerverein, unter den Mitglieder des Deutschbunds [29] , im Alldeutschen Verband [30] und in den Ekkehardgruppen bzw. Genealogischen Abenden suchen wollte. Als sich ein Jahr später, am 12.10.1935, die „Herren Obmänner der Ortsgruppen und Vertrauensleute“ des „Roland“ versammelten, bestanden mehrere erfolgreiche arbeitende Ortsgruppen, so in Chemnitz, Freiberg, Annaberg und Zwickau. Aber in diesen Städten gab es schon vor 1933 genealogische Gruppen. Trotz der variablen Zusammenarbeit mit „Parteistellen, Geschichts- und anderen Bildungsvereinen sowie mit kirchlichen Stellen“ stieß man bei der Ausweitung der Organisation auf Grenzen. [31] So schrieb z.B. Walter Reetz, der in Grimma eine Ortsgruppe aufgebaut hatte, am 8.3.1936 [32] nach Dresden: „Sie dürfen versichert sein, daß ich fast laufend von Beamten und Angestellten um Hilfestellung und Ratgewährung in der Angelegenheit des arischen Ahnenpasses angegangen werde und daß ich – und nicht nur ich allein, sondern viele unserer Rolandkameraden hier – uns stets bereitwilligst zur Verfügung gestellt haben. Wir haben solchen Leuten unsere Literatur zugeleitet, wir haben sie zu unseren Arbeitsabenden eingeladen ... Wir haben appelliert ... an die Notwendigkeit, einen Beginn zu machen, um in ihrer Familie als Ahnherr zu gelten. Erfolg: Verständnis, gutes Wollen – aber Opfer bringen? Heute? Bei dieser Organisationsfülle. Bei uns im Amte dominieren neben SA und SS, die fördernde Mitgliedschaft der SS, die NSV, der Luftschutzbund, dem das ganze Amt geschlossen beigetreten ist und all die anderen Abgaben und Spenden. ... Für die Sippenforschung fehlt im Volke noch der Resonanzboden. Diesen zu schaffen, sind wir aber da. Das ist aber meines Erachtens bei 8 RM Jahresbeitrag [33] ein Ding der Unmöglichkeit. Warum bekommen wir denn die Grimmaischen Intellektuellen nicht in die Ortsgruppe? Wir kennen diese Leute, die Familienforscher sind, persönlich sehr gut! Die Herren sind im Geschichts- und Altertumsverein für 3 RM jährlich.“ Wie in Grimma war in vielen kleineren Städten die Zahl der fachlich geeigneten Personen für den Aufbau einer Ortsgruppe eng begrenzt, und da sie bereits vielfach in anderen Organisationen tätig waren oder nicht das „Vertrauen der Partei hatten“, wie z.B. Lehrer Fanghänel (Markkleeberg) [34] , blieb für den „Roland“ eine rasche, starke Ausweitung seiner Mitgliederzahlen erst einmal nur ein Wunsch.

Manches neue Mitglied wurde auch durch die Machtkämpfe abgeschreckt, in die der unter Gerckes Leitung stehende Reichsverein bald geriet. Sie hatten ihre Mitgliedsbeiträge oft direkt nach Berlin überwiesen, ohne termingerecht die versprochenen Dienstleistungen zu erhalten.

Zum tieferen Verständnis der Vorgänge ist an dieser Stelle ein Exkurs über den Führungsstil des Dritten Reiches notwendig. Ein Staatssekretär [35] sagte auf einer wichtigen Sitzung seines Ministeriums: „Jeder, der Gelegenheit hat, das zu beobachten, weiß, daß der Führer sehr schwer von oben her alles das befehlen kann, was er für bald oder für später zu verwirklichen beabsichtigt. ... Es ist die Pflicht eines jeden zu versuchen, im Sinne des Führers ihm entgegenzuarbeiten, Wer dem Führer entgegenarbeitet, der wird bestimmt ... den schönsten Lohn darin haben, daß er eines Tages plötzlich die legale Bestätigung seiner Arbeit bekommt.“ Der Hitler-Biograph Kershaw kommentierte diese Sätze so [36] : „Hitlers personalisierte Herrschaftsform ermutigte seine Anhänger zu radikalen Initiativen von unten und bot solchen Initiativen Rückendeckung, solange sie mit seinen grob definierten Zielen auf einer Linie lagen. Dadurch wurde auf allen Ebenen des Regimes eine scharfe Konkurrenz gefördert – zwischen verschiedenen Ämtern ebenso wie zwischen einzelnen Beamten und Funktionären innerhalb dieser Ämter. Wer ... zu einer Machtposition gelangen wollte, mußte den ‚Führerwillen’ erahnen und, ohne auf Anweisungen zu warten, die Initiative ergreifen. ... Einfache Bürger ... halfen dadurch, eine unaufhaltsame Radikalisierung voranzutreiben. ... ‚Dem Führer entgegenzuarbeiten’ bedeutete, daß Initiativen ergriffen, Druck gemacht und Gesetze eingefädelt wurden – und dies alles auf einer Linie mit dem, was man für Hitlers Ziele hielt, ohne daß der Diktator dazu notwendigerweise einen Befehl erteilen mußte.“ Der Geheimdienstchef Walter Schellenberg berichtete in seinen Memoiren [37] , daß es keinen wichtigen Befehl gab, den Hitler nicht mindestens zweimal unabhängig voneinander an verschiedene Personen gab, die dann untereinander ihre Zuständigkeiten klären mußten. Und das war Absicht [38] .

Wie wirkte sich das auf die Genealogie aus? Im Laufe des Jahres 1934 zeigte sich Gercke durchaus lernfähig und rückte immer mehr von seinem Vorhaben einer straffen Zentralisierung ab. Aus dem Hintergrund hatte sich inzwischen der SS-Mann Dr. Kurt Mayer [39] vorgeschoben und im November 1934 zum Vorsitzenden des Berliner „Herold“ wählen lassen. Mayer hatte Gerckes Schwierigkeiten beobachtet und trachtete danach, seine Stelle einzunehmen [40] . Während es sich in einer ersten Bearbeitung der Vorgänge durch Ribbe [41] so darstellt, als ob Mayer und Hohlfeld erfolgreich gegen Gercke bis zu dessen Sturz intrigiert hätten, so zeigen gründlichere Arbeiten (von Schulle und Essner) inzwischen, daß weit mehr mit der Absetzung Gerckes verbunden war. Gercke wäre nicht so leicht zu verdrängen gewesen, wenn er nicht einen entscheidenden Fehler gemacht hätte. Während die SS die nordische Aufartung auf ihre Fahnen geschrieben hatte, gab es eine von Ernst Röhm unterstützte Strömung um den Anthropologen und SA-Mann Prof. Karl Saller, die das deutsche Volk als „Deutschrasse“ [42] begreifen wollte. Am 20.12.1934 fand auf Wunsch der SS in der Parteizentrale in München eine Aussprache zur Rassenfrage statt, zu der auch Gercke eingeladen wurde. Gercke trat in dieser Beratung [43] für den einheitlichen Begriff „Deutsche Rasse“ und ihre Hochzüchtung ein, und er und hielt das Bewerten von Unterschieden der deutschen Rassekomponenten für völlig falsch. Darüber hinaus attackierte Gercke die SS als eine Organisation, die sich „alles unterjochen wollte“. Mayer erhielt von dem Protokoll dieser Sitzung sofort einen Sonderbericht. Mitte Januar 1935 wurde Gercke verhaftet.

Am 18.3.1935 erging ein Schreiben „An alle Sippenkundlichen Vereine“: „Der Herr Reichs- und Preuß. Minister des Innern hat den Unterzeichneten mit Wirkung von heutigen Tage mit der Leitung der Reichsstelle für Sippenforschung beauftragt. ... Dr. phil. Kurt Mayer. SS-Untersturmführer im Stab Reichsführer SS.“ [44] Am 10.7.1935 teilte der „Roland“ seinen Obmänner der Ortsgruppen und Vertrauensmänner mit [45] : „Herr Dr. Mayer hat alle Beziehungen seiner Dienststelle zu dem Reichsverein ... gelöst und sich anstelle dieser Vereinigung für die Bildung eines anders aufgebauten Volksbundes der deutschen sippenkundlichen Vereine (V.S.V.) eingesetzt, der dann in einer am 25.5.1935 nach Berlin berufenen Vertretersitzung gegründet worden ist ... Inzwischen wurde bei Herrn Dr. Mayer der Antrag zur Aufnahme in den neuen V.S.V. gestellt.“

Da Kell als Mitglied des engeren Führerrates als Vertrauensmann von Gercke galt, ließ ihn Mayer bei der Neustrukturierung des Dachvereins am 25.5. sofort links liegen. Kell zog die Konsequenzen und trat im Mai 1935 als Vorsitzender des „Roland“ zurück. Sein Stellvertreter, der Dresdener Stadtarchivar Dr. Heinrich Butte [46] übernahm die Leitung des Vereins bis Oktober 1935. In diesem Monat wurde Rechtsrat Johannes Schulz zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde (und blieb es bis zur Auflösung des Vereins im Jahre 1945).

Auch Schulz hatte mit Gercke in einem lebhaften Kontakt gestanden. Sein Briefwechsel mit diesem und anderen Personen in der Zeit von 1933 – 1935, aber auch seine gesamte spätere Geschäftstätigkeit als Vorsitzender ist bis 1943 in sorgfältigster Weise belegt.

In diesen Akten befindet sich auch eine Aufstellung der Genealogen in Sachsen [47] , die Roland-Mitglieder und bestätige Sippenforscher [48] waren. Von 85 Forschern insgesamt, fast ausnahmslos dem Bildungsbürgertum und dem Mittelstand angehörend, waren 21 Parteigenossen, von den 13 Berufsforschern aber nur einer. Das ist kein Zufall.  Eine hauptamtliche Tätigkeit als Berufssippenforscher war für die Betreffenden oft ein persönlicher Ausweg aus geschäftlichem Bankrott und Arbeitslosigkeit (darunter z.B. für die Parteilosen Johannes Gündel, Dr. Alfred Lindner, Dr. Karl Steinmüller und Kurt Wensch [49] ) und keine Sache der politischen Überzeugung im Sinne des Nationalsozialismus. Ihr Einkommen als Berufsforscher war relativ bescheiden. In einem Vortrag [50] hatte Gercke 1934 gesagt: „Auch viele Sippenforscher kommen zu mir und sagen: Ja, können sie mich nicht verwenden, können sie mir keine Stellung verschaffen, mir keinen Posten geben? Ich hungere mich durch, ich hungere mich seit vielen Jahren durch, lebe kärglich von der Familienforschung und möchte endlich auch eingeschaltet sein in den Arbeitsprozeß. ... Da muß ich sagen, meine Kräfte reichen nicht aus, jedem eine Stellung zu geben. Wo sollen wir das Geld hernehmen?“ Ein Jahr später stellt Gercke fest [51] : „Man muß berücksichtigen, daß der deutsche Sippenforscher noch keinen Stand bildet, sondern daß die Sippenforschung vielfach ein Hungergewerbe ist, wenn sie eben nicht eine Privatgelehrtenarbeit oder das Nebeninteresse eines sonst im Berufsleben tätigen Menschen ist. ...  Die Kinderzahl ist bei den Sippenforschern nicht groß.“ Später war die wirtschaftliche Lage zwar besser, aber durch die gegenseitige Konkurrenz der zahlreichen Sippenforscher nicht grundsätzlich anders. In ihrem „Merkblatt für Forschungsaufträge, Vordruck Nr. 10“ sah die Vereinigung für Berufssippenforscher (VBS) folgende Sätze als angemessen an [52] : „Bei Arbeiten am Wohnort des Berufssippenforschers 2 RM je Arbeitsstunde. ... Es steht den Berufssippenforschern frei, auch höhere oder geringere Sätze zu fordern, doch soll eine Unterbietung und ein Arbeiten zu Hungerlöhnen nicht geduldet werden.“ – Nicht jeder mit einem Sippenforscherausweis führte Forschungen für Dritte aus. Viele legten ihn sich nur zu, um selbst Zugang zu den Kirchenarchiven zu erhalten. [53]

Der eigentliche Sinn der schon von Gercke eingeführten Abstimmung zwischen Reichsstelle und den Einzelvereinen war die lückenlose zentrale Überwachung aller Aktivitäten. Von den Vereinen wurde erwartet, daß sie ihre Mitglieder kannten und eine gewisse fachliche und politische Garantie für sie übernahmen. „Die Klebemarken für den Sippenforscherausweis werden nicht für die gezahlten Mitgliedsbeiträge, sondern als Kontrollmarken von uns ausgegeben.“ [54] Der letztlich notwendige bestätigende Stempel der Reichsstelle im Sippenforscherausweis wurde aber nur erteilt, wenn auch diese die Kriterien für erfüllt hielt. Gründe für die Ablehnung dieser Bestätigung wurden nicht mitgeteilt. So wurde z.B. der Mitgliederausweis von Friedmar Brendel in Freiberg von der Reichsstelle an den „Roland“ zurückgeschickt mit dem Satz: „Ein Sichtvermerk ... konnte auf Grund einer Auskunft über die politische Zuverlässigkeit nicht erteilt werden.“ Handschriftlich wurde beim Roland dazu bemerkt: „Wahrscheinlich ist er früher S.P.D. oder Freimaurer gewesen.“

Zu einer kuriosen Sonderentwicklung war es in Leipzig gekommen. Bereits vor dem I. Weltkrieg hatte es dort eine Ortsgruppe des „Roland“ gegeben, die sich nach einigen Querelen mit der Zentralstelle zu deren Gunsten aufgelöst hatte. 1934 hielt der Vorstand des „Roland“ die Zeit für gekommen, die Lage in Leipzig erneut zu sondieren und versuchte mit jedem, der irgendwie mit der Zentralstelle nicht völlig zufrieden war [55] bzw. mit ihr in der Vergangenheit irgendwelche Meinungsverschiedenheit gehabt hatte, Kontakt aufzunehmen. Da die eher auf überregionale und sogar wissenschaftliche Tätigkeit ausgerichtete Zentralstelle dem Anfänger in Leipzig wenig Geselligkeit zu bieten hatte, war es auch in Leipzig zur Bildung eines dem Ekkehardkreis zugehörigen „Familiengeschichtlichen Abends“ unter Leitung von Carl Albin Knab gekommen. [56] Knab war zwar zugleich „Roland“-Mitglied, aber nicht bereit, die Zentralstelle unnütz herauszufordern. Diese Rolle übernahm der Verlagsbuchhändler Oswald Spohr [57] , Inhaber des Fachverlags Degener (Leipzig). Am 2.11.1935 kam es im Rahmen einer von der NS-Kulturgemeinde veranstalteten Ausstellung im Gohliser Schlößchen zur Gründung einer Leipziger Ortsgruppe des „Roland“. Da damit, selbst nach dem Wechsel von Gercke auf Mayer in Berlin und von Kell auf Schulz in Dresden, der „Roland“ nicht abließ, sich in Leipzig zu etablieren, sah sich Hohlfeld genötigt, Mayer (der ihm nach der erfolgreichen Aktion gegen Gercke noch etwas schuldig schien) um Hilfe anzugehen.  Noch mit Datum 2.11. ging an Schulz ein Schreiben, indem Mayer die Gründung der „Roland“-Ortsgruppe in Leipzig mißbilligte. Der „Roland“ mußte einlenken, und schließlich kam es am 28.1.1936 zu einer Vereinbarung, unter Leitung des parteilosen Leipziger Stadtarchivars Dr. Ernst Müller gemeinschaftliche Vortragsabende von Zentralstelle und „Roland“ abzuhalten. [58]  

An der Spitze der Reichsstelle angelangt, entwickelte Mayers kaum eigene Ideen, sondern er versuchte, das von Gercke bereits Konzipierte in die Tat umzusetzen. Damit mußte  Mayer auch - nachdem er in seiner eigenen Dienststelle mit Gerckes Anhängern aufgeräumt hatte [59] - entgegen allen Anfangsbeteuerungen die Selbstständigkeit der genealogischen Vereine ein Dorn im Auge sein. Mayer ging aber vorsichtiger vor und versuchte nicht mehr im frontalen Zugriff, sondern über die Gauleitungen der NSDAP die Vereinsvorstände auszuhebeln. Am 18.5.1936 wurden die beiden Vorsitzenden des „Roland“, Schulz und Dr. Butte, in das Rassenpolitische Amt (Rapo) in Dresden gebeten. Dort wurde ihnen von den Leitern Dr. Knorr [60] und Dr. Eydt [61] gesagt: „Über der Arbeit des Roland steht in Sachsen das Rassenpolitische Amt der Partei.  ... Jeder Ortsgruppenleiter und Kassierer bedürfe der Genehmigung des Rassenpolitischen Amts.“ [62] Eydt führte aus: „Die Reichsstelle wünscht selbst, daß ein Beauftragter des Rassenpolitischen Amts mit im Vorstand des Roland sitzt. Wichtig ist, daß dieser Beauftragte in dem betreffenden Verein die Rassenpolitische Haltung ausrichtet, ... d.h. also in dem Augenblick, wenn der Verein weltanschaulich nicht so läuft, wie es im Interesse der Reichsstelle liegt, daß dann dieser Beauftragte diese Meldung macht: Aus diesem Grunde ist die und die Person ungeeignet.“ Als Ergebnis dieser Besprechung wurde folgende Vereinbarung getroffen: „Der Gauamtsleiter oder sein bevollmächtigter Vertreter tritt ... in den Verein ‚Roland’ ein. 1) Bei personellen Besetzungen im Verein ‚Roland’ ist neben der Zustimmung der Reichsstelle für Sippenforschung ... in Berlin die Zustimmung des Rassenpolitischen Amtes bei der Gauleitung Sachsen erforderlich. 2) Der Verein ‚Roland’ stellt das in seinem Besitz befindliche wissenschaftliche Material dem Rassenpolitischen Amt ... zu Verfügung. ... 3) Der Verein ‚Roland’ erklärt sich bereit, sich und seine Mitarbeiter für die Durchführung der vom Rassenpolitischen Amt gestellten Forschungsarbeiten ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen. ... 4) Der Verein ‚Roland’ wird mit der Genehmigung dieser Vereinbarung von der Gauleitung Sachsen als für das Gaugebiet Sachsen zuständiger Verein anerkannt.“ [63] Aus Gründen, die der „Roland“-Vorstand der anderen Seite anlastete, wurde aber diese Vereinbarung nicht unterschrieben. Das Vorstandsmitglied des „Roland“, Gauamtsleiter Ministerialrat Pg. Dr. Wegner [64] , riet sogar dazu, die Abmachung zu annulieren. [65] Daraufhin schrieb das Rassenpolitische Amt am 21.7.1936 [66] an den „Roland“: „Hierdurch teile ich Ihnen nach Rücksprache mit dem Herrn Reichsstatthalter und Gauleiter Mutschmann mit, daß eine Anerkennung des Vereins ‚Roland’ als Sippenforscherverband für den Gau Sachsen nicht in Frage kommt.“

Anfang 1938 hielt Mayer die Zeit endgültig für gekommen, mit den Vereinen aufzuräumen. Am 1.3.1938 löste der bisherige Vorsitzende Pg. Stadtrat Leistikow den „Hallischen Genealogischen Abend“ handstreichartig auf. „Leistikow hatte ... den engeren und erweiterten Vorstandsrat .., beseitigen und mit neuen Personen besetzen wollen. ... Diese Absichten gingen ersichtlich auf eine vollständige Eingliederung unseres eingetragenen Vereins, seiner Zeitschrift, Gelder und Bücherein in die Organisation des VSV hinaus. Diese Absicht war schon im Mai 37 durch Gründung des ‚Mitteldeutschen Landesvereins für Sippenforschung’ zum Ausdruck gekommen, wenn auch einstweilen so gut wie gescheitert.“ [67]   Am 31.3.1938 reiste Mayer in seiner Eigenschaft als Vorsitzender seines Dachvereins „Volksbund der deutschen sippenkundlichen Vereine“ (VSV) selbst nach Halle, aber vergeblich. „Der Leiter des VSV hielt nun vor Beginn der Sitzung im bekannten diktatorischen Ton eine kurze Ansprache, deren Inhalt aus unserer Niederschrift hervorgeht. [68] ... So war es doch noch einmal gelungen, den Ansturm abzuschlagen. Wir sind uns aber bewußt, daß damit der Versuch, unsere Selbständigkeit zu zerschlagen und uns den Absichten Berlins dienstbar zu machen, noch nicht abgeschlossen ist. Aus Dr. Mayers Erwähnung von Dresden ... haben wir ersehen, daß Berlin mit dem ROLAND dasselbe anstrebt.“ Durch die Erfahrungen von 1933/34 gewitzigt, informierten sich die bedrohten Vereine in Halle/S., in Dresden und die Leipziger Zentralstelle [69] diesmal sehr rasch gegenseitig und ließen Mayer auflaufen.

In Dresden war am 12.3.1938 beim Rolandtag (der Jahreshauptversammlung des Vereins) der Versuch gescheitert, Dr. Wecken [70] als Vorstandsmitglied des Roland oder gar als 1. Vorsitzenden zu installieren, an der Standhaftigkeit von Schulz. Bereits Anfang 1937 hatte man die an der Sippenforschung interessierten Parteigenossen zu einem Schulungskurs in die Steyermühle eingeladen, um sie auf den Angriff gegen den gewählten Roland-Vorstand einzustimmen. Wenige Tage vor dem 12.8. wurden sie nochmals in die Kreisleitung der NSDAP eingeladen und bestimmt, wer die Angriffe gegen den Roland-Vorstand im einzelnen vorzutragen habe.  „Dr. Mayer hätte zur Deckung der Unkosten 150 RM zur Verfügung gestellt.“  Am Abend des 12.3. versammelten sich schließlich im Saale des Bahnhofs Dresden-Neustadt 105 Personen. Sofort nach Eröffnung der Versammlung forderte Studienrat Dr. Baldauf (Herrnhut), sekundiert von Studienrat Dr. Gruhl (Nossen),  den Vorstand auf, geschlossen zurückzutreten, um den Weg für eine „gedeihliche Zusammenarbeit mit der Partei“ freizumachen. Wecken ergänzte: „Wir handeln heute Abend im Auftrag und im Namen von Parteigenossen Mayer.“ Da aber Schulz sich beharrlich auf Recht und Satzung des Vereins [71] berief und nicht freiwillig zurücktrat, forderte Wecken die Parteigenossen auf, geschlossen den Saal zu verlassen. [72] Dazu kam es tatsächlich, so daß keine gültige Abstimmung mehr zustande kam. [73] Etwa 45 Parteilose versammelten sich anschließend spontan in einem Nachbarlokal, und machten ihrer Empörung über den eben erlebten und durch die Parteigenossen inszenierten Skandal Luft.   

Wie Schulz die Folgen dieser Veranstaltung abfing und die keinesfalls identischen Interessen von Rapo und Mayer gegeneinander ausspielte, ist ein Muster an geschickter Diplomatie. Unaufgefordert informierte er die Geheime Staatspolizei in Dresden und verschickte umfangreiche Schreiben mit seiner Sichtweise der Ereignisse an Mayer und andere. „Ich bewundre Ihre Ruhe bei der Leitung der Mitglieder-Versammlung. Dr. Eydt stellt Ihnen auch das Zeugnis eines überaus intelligenten, erfahrenen Juristen und ausgezeichneten Redners aus, der aber durch die rosarote Parteibrille aus gesehen, doch kein wahrer Nationalsozialist sei. ... Erheben Sie Einspruch bei Dr. Goebbels [74] gegen diese Machenschaften.“, schrieb ein Teilnehmer [75] vertraulich an Schulz.

Für die Einschätzung des „Roland“, seines Vorstandes und seines Vorsitzenden Schulz [76] haben diese Ereignisse sicher eine besondere Bedeutung, zeigen sie doch, daß im Zweifelsfall der Verein mit seiner Mehrheit eher für die Sache stand als für die Partei. Man berief sich mit Erfolg auf geltendes Vereinsrecht und war entschlossen, einen Rest von eigener Handlungsfähigkeit und demokratischer Bürgerlichkeit zu bewahren. Wohin ein Umfallen geführt hätte, zeigt die Entwicklung in Österreich und dem Sudetenland nach dem Anschluß, denn dort gelang es Mayer, seine Vorstellungen durchzusetzen (ebenso punktuell im Altreich [77] ). „Im Zuge der Neuordnung des Vereinswesens in der Ostmark, wurden alle Vereine, die familienkundlich arbeiteten, in diesem Gebiete einverständlich ausgerichtet und zusammengeschlossen. Die Vereine wurden aufgelöst, ... und die Mitglieder nach neuen Richtlinien (Arier usw.) neu aufgenommen. Für jeden Gau in der Ostmark besteht ein Gauverein.“ [78] In der Satzung eines derartigen Vereins hieß es dann [79] : „Der Verein hat den Zweck, Sippenforschung in allen ihren Teilgebieten im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung ... zu pflegen. ... Der Beauftragte der Gauleitung ist ein vom Gauleiter ernannter politischer Vertrauensmann. ... Der Leiter des Vereins wird vom Gauleiter für unbestimmte Zeit ernannt. Er kann von letzterem jederzeit abberufen werden. Er ist dem Gauleiter für die Führung im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung verantwortlich. Der Leiter schlägt die übrigen Mitglieder der Leitung zur Bestätigung durch den Gauleiter vor. Die Amtstätigkeit beginnt erst mit deren Bestätigung.“

In Dresden, Halle und Leipzig scheiterte jedoch Mayer [80] , und er war insofern lernfähig [81] , daß er nunmehr in Mitteldeutschland ähnliche Bestrebungen unterließ, zumal der Krieg die Prioritäten bald verschob. Wecken und der Roland standen zwar fortan auf Kriegsfuß [82] , ein anderes Verhältnis führender Genealogen mit Wecken war aber sowieso nur eine Ausnahme. [83] Für die Zusammenarbeit des Roland mit dem Rapo fand sich eine für beide Seiten konstruktive Lösung: Seit dem 30.11.1938 war Karl Valentin Müller [84] Mitglied des Roland und ab 1939 auch der 2. Stellvertretende Vorsitzende. Zugleich war er Mitglied des Rassenpolitischen Amtes geworden und damit in seiner Person das vereinbarte, von Gauamtsleiter Knorr bestätigte, Bindeglied zwischen Rapo und Roland.  Als Müller 1942 als Professor nach Prag berufen wird, legte Schulz-Blochwitz großen Wert darauf [85] , daß Müller – entgegen den Absichten von Wecken [86] - dennoch im Vorstand des Roland verblieb.

Der Millionensegen staatlicher Mittel, auf den die Familiengeschichtsforscher 1933 zu hoffen gewagt hatten, blieb aus. Eine Ausnahme war nur die Kirchenbuchverfilmung durch das spätere Reichssippenamt [87] und seine Mitarbeiter. Ansonsten mußte sich die genealogische Forschung aus den Beiträgen von Vereinsmitgliedern und ehrenamtlicher Tätigkeit überwiegend selbst tragen. Es ist bezeichnend für die Lage, daß 1939 ein Mitarbeiter der für den Ahnenlistenumlauf und die Ahnenstammkartei zuständigen „Deutschen Ahnengemeinschaft“ die Ermäßigung seines Roland-Beitrags beantragen mußte, da man sein Gehalt um die Hälfte gekürzt hatte. [88]

Inhaltlich sah es der „Roland“ – ausgehend von vor 1933 getroffenen Absprachen zwischen den Vereinen – als seine Aufgabe an, einen Gesamtkatalog der deutschen Personalschriften und Leichenpredigten aufzubauen und die Erforschung der nach Obersachsen eingewanderten böhmisch-mährischen Exulanten zu fördern, sowie überhaupt die Zusammenarbeit mit der sudetendeutschen Familienforschung, zu deren führenden Köpfen der Weg nicht weit war. Für seine Verdienste um das Ansehen der Stadt Dresden und seine staatstragende Rolle erhielt der Verein jährliche Beihilfen, so 1938 vom sächsischen Staat 1 000 RM (am 12.2.1938 befürwortet von Mayer), vom Stifterverband der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1 000 RM, von der Stadt Dresden 300 RM  und vom Reichssippenamt am 14.2.1938 350 RM für die Arbeit an der Personalschriftenkartei. Mit diesen Zuschüssen wurde die Differenz zwischen dem Jahresbedarf des Roland von rund 9 000 RM und den nur 5 600 RM Mitgliedsbeiträgen gedeckt. [89] 1938 war die Mitgliederzahl wieder auf über 700 angestiegen. [90]

 

 

Teil II: Im Schatten der Nürnberger Gesetze
 

 


[1] Reichsgesetzblatt I, Nr. 34, S. 175-177, § 3 (1) Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen.

[2] Weiss, Volkmar: Die Vorgeschichte des arischen Ahnenpasses. Genealogie 50. Jg. (2001) 417-436, 497-507 und 615-627.

[3] Wilhelm Lindau, Roland-Mitglied Nr. 2743, am 13.8.1933 an den Roland: „Seit 4 Jahren bin ich Kreisleiter der N.S.D.A.P. im Kreise Namslau. Die nationalsozialistische Reichsleitung verlangt jetzt von sämtlichen Unterführern einen Abstammungsnachweis, während bisher lediglich die Versicherung der arischen Abstammung genügte.“ SächsStAL, DZfG: Roland-Archiv 7 – im folgenden geben wir diesen Standort nur noch mit: Roland-Archiv und Nummer an.

[4] Bericht von Norbert Schaidl (Chemnitz) vom 10.1.1934. „Durch den Nachweis der arischen Abstammung häufen sich in den einzelnen Pfarrämtern die Nachfragen ganz gewaltig, dazu gesellen sich die Bauern, die wegen des Erbhofgesetzes Auskünfte haben wollen und endlich diejenigen, die durch den Zwang zur Nachweisung Geschmack an der Familienforschung gefunden haben.“ Und am 11.3.1934: „Alle Deutschen werden auf die Nachweisung der arischen Abstammung gehetzt und die Kirchenbücher durch staatliche Gewalt systematisch in kürzester Zeit verdorben.“ – Roland-Archiv 766

[5] Knöpfler, Josef Franz: Die deutschen Archive und die Familienforschung im neuen Reich. Blätter für deutsche Landesgeschichte 83 (1937) 180-195.

[6] Geb. 3.8.1902, gest. 27.10.1997

[7] Diese Arbeit war von dem Historiker PD Dr. Hugo Willrich (1867-1950), der 1919 einen „Bund zur Befreiung vom Judenjoch“ gegründet hatte, gefördert worden.

[8] Gercke, Achim: Der jüdische Einfluß an den Deutschen Hohen Schulen. Ein familienkundlicher Nachweis über die jüdischen und verjudeten Universitäts- und Hochschulprofessoren. H. 1 – 8. Göttingen: Gedruckt für den Kreis der Freunde und Förderer der Deutschen Auskunftei 1928 – 1932.

[9] Aus: Gercke, Achim: Familienforschung gestern – Sippenforschung heute. 1934.

[10] Von 1935 bis 1944 ist der Schriftwechsel des Vereins vollständig überliefert. Er ist gegen Kriegsende ausgelagert gewesen und nach 1945 ins Sächsischen Hauptstaatsarchiv gebracht worden, von wo er in die Zentralstelle für Genealogie in Leipzig gelangte. 1945 hatte es offensichtlich keine Gelegenheit gegeben, den Schriftwechsel inhaltlich zu bereinigen. 

[11] Roland-Archiv 587

[12] Geb. 14.6.1884 – Roland-Personalbogen 1273

[13] Geb. 14.5.1861, gest. 25.6.1937

[14] Aly, Götz: Rasse und Klasse. Nachforschungen zum deutschen Wesen. Frankfurt/Main: S. Fischer 2003, S.  230f. – Es handelt sich um einen Sammelband von bereits früher veröffentlichten Aufsätzen. Die folgenden Sätze entstammen dem Vortrag „Hitlers Volksstaat. Notiz zum Klassencharakter des Nationalsozialismus“, Vortrag in der Akademie der Künste zu Berlin am 3.5.2002 und „Süddeutsche Zeitung“ vom 10.5.2000; der  letzte Satz aus dem Beitrag „Nationaler Sozialismus“, ursprünglich „Berliner Zeitung“ vom 5.9.2000.

[15] Thomalla, Curt: Die  biologische Revolution marschiert. Beamten-Blatt (Dresden) 3 (1933) Nr. 10, 111-113.

[16] Schaidl, Norbert: Über Familienforschung und arische Abstammung. Vortrag in Chemnitz am 4.12.1933 in der Fachschaft 6 der Wohlfahrts- und Kirchenbehörden im Deutschen Büro- und Angestellten-Verband.  – Text des Vortrages im Roland-Archiv, Nr. 766.

[17] Schuppius, Richard : Rezension von: Gauch, Hermann: Neue Grundlagen der Rassenforschung. Adolf Klein 1933, in: Archiv für Sippenforschung 10 (1933) 368. – Dieses Buch von Gauch wurde sogar verboten. Dieses Verbot war jedoch kein Hindernis für den späteren Aufstieg von Gauch zum Kulturpolitischen Adjutanten Heinrich Himmlers. Siehe das Buch von Gauchs Sohn: Gauch, Sigfried: Vaterspuren. Frankfurt/M.: Brandes und Apsel 1996, und Fußnote 105 der „Vorgeschichte des arischen Ahnenpasses“, Fußnote 2 hier.

[18] Entwurf des Briefes an Dr. Munzinger, undatiert (1934), Roland Archiv. Nr. 588

[19] Weiss, Volkmar: Johannes Hohlfeld (1888-1950). In: Wiemers, Gerald (Hrsg.): Sächsische Lebensbilder, Band 5. Leipzig: Verlag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften 2003, S. 247-270 (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 22).

[20] Ausführlich dazu in: Die Vorgeschichte ..., Fußnote 2.

[21] Hohlfeld am 24.3.1934 an Kell: „Ich teile Ihnen mit, daß Herr Dr. Lorenz und Herr General Giessler vom Verein Herold nächster Tage versuchen wollen, bei Herrn Reichsminister desr Innern Dr. Frick persönlich vorzusprechen, um gegen das ganze Treiben von Gercke entschiedensten Protest einzulegen und bestimmt zu erklären, daß die Person des Herrn Dr. Gercke sowohl wie vor allem des Herrn Fahrenhorst als Führer einer Reichsvereinigung der deutschen familienkundlichen Vereine völlig untragbar sind, ...  und dass wir ferner in der jetzigen Organisation des Gesamtvereins eine hinreichende Zusammenfassung der familienkundlichen Vereine erblicken. ... Ich möchte bei dieser Sachlage dringend empfehlen, von einem Besuch bei Dr. Gercke bis zur Klärung dieser Dinge abzusehen.“ – Roland-Archiv Nr. 588

[22] Kell reiste bereits am 24.3.1934 nach Berlin zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Gercke und erklärte seine „grundsätzliche Bereitwilligkeit zur Mitarbeit“. Am 10.4. versucht er in einem Schreiben die Zentralisationsbemühungen von Gercke zu bremsen: „Auch unsere höchsten Führer hätten es wiederholt ausgesprochen, daß in politischer Beziehung starke Zusammenfassung, in kulturellen Dingen aber Dezentralisation geboten sei und daß dies allein dem Werdegang und Kulturstand des deutschen Volkes entspreche, im Gegensatz zu Frankreich.“ – Roland-Archiv 574

[23] Zusammen u.a. mit Dr. Koerner und Erich Wentscher.

[24] Zeitung der Gauleitung Sachsen der NSDAP.

[25] von Klocke, Friedrich: Die Entwicklung der Genealogie vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts: Prolegomena zu einem Lehrbuch der Genealogie. Schellenberg bei Berchtesgaden: Degener 1950.

[26] Eine Druckfassung dieses Vortrags oder ein Manuskript ließen sich bisher nicht nachweisen, nicht einmal, ob dieser Vortrag tatsächlich gehalten worden ist.

[27] von Klocke, Friedrich: Die Ausstellung für Westfälische Familienkunde zu Münster 1934 und die Aufgaben familienkundlicher Ausstellungen im nationalsozialistischen Staat. Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde 8 (1934) 144-148. -  Die Ähnlichkeit seiner Gedankenführung mit der Gerckes betonte v. Klocke am 24.3.1934 in der „National-Zeitung“, dem Organ des Gaues Westfalen-Nord der NSDAP.

[28] Protokolle der Beratung, Roland-Archiv 582

[29] Siehe hierzu: Puschner, Uwe, Schmitz, Walter und Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871- 1918. München: K. G. Saur 1996.

[30] Kolditz, Gerald: Rolle und Wirksamkeit des Alldeutschen Verbandes in Dresden zwischen 1895 und 1918: ein Beitrag zum bürgerlichen Vereinsleben der nationalistischen Kräfte in der wilhelminischen Ära des deutschen Kaiserreiches. Diss., TU Dresden 1994.

[31] Plauen und Görlitz verweigerten Dresden die Gefolgschaft, und die Genealogen bliebenn dort bei ihren lokalen Vereinen. In der Niederlausitz lehnte Freiherr von Houwald (Neuhaus bei Lübben) am 24.4.1935 eine Funktion als „Kreisverbandsführer“ ab, die er „aus besonderer Freundschaft zu ... Dr. Koerner“ anfangs zu übernehmen bereit war, wegen der: „. ...  fast übermenschlichen Arbeitsbelastung durch die Edda und die vielen Funktionen in der Deutschen Adelsgenossenschaft und NSDAP.“ Roland-Archiv 5 – Zu Houwald siehe auch: Malinowski, Stephan: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. Berlin: Akademie-Verlag 2003 (= Elitenwandel in der Moderne 4.).

[32] Roland-Archiv (Ortsgruppe Grimma) 13

[33] Für den „Roland“ (Dresden).

[34]   Schreiben vom 4.12.1935 an K. E. Fritzsch, Roland-Archiv 582.

[35] Willikens, Werner, Staatssekretär im preußischen Landwirtschaftsministerium, auf einer Sitzung von Vertretern der Landwirtschaftsministerien der Länder am 21.2.1934 in Berlin; zitiert nach Kershaw, folgende Fußnote, S. 665.

[36] Kershaw, Jan: Adolf Hitler 1889-1936. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, S. 666.

[37] Schellenberg, Walter: Memoiren. Köln: Verlag für Politik und Wirtschaft 1959. S. 98.

[38] Über die Auswirkungen derartiger Machtstrukturen z.B.: Weiss, Volkmar: Die Auseinandersetzungen zwischen Reichsnährstand und Reichssippenamt um die Kirchenbuchverkartung. Ein Beitrag zur Geschichte der Genealogie in der Zeit des Nationalsozialismus. Genealogie  49. Jg. (2000) 1-17.

[39] Geb. 27.6.1903, Selbstmord mit seiner gesamten Familie am 8.6.1945.

[40] Ausführlich dazu. Schulle, Diana: Das Reichssippenamt. Eine Institution nationalsozialistischer  Rassenpolitik. Berlin: Logos 2001.

[41] Ribbe, Wolfgang: Genealogie und Zeitgeschichte. Studien zur Institutionalisierung der nationalsozialistischen Arierpolitik. Herold-Jahrbuch, N.F. 3 (1998) 73-108.

[42] Merkenschlager, Friedrich und Karl Saller: Vineta: Eine deutsche Biologie von Osten her geschrieben. Breslau: Korn 1935.

[43] Essner, Cornelia: Die „Nürnberger Gesetze“ oder die Verwaltung des Rassenwahns 1933 – 1945. Paderborn: Schöningh 2002. 

[44] Roland-Archiv 567

[45] Roland-Archiv 582

[46] Geb. 30.5.1876, gest. 13.6.1963.

[47] Liste mit Name, Beruf und Adresse; undatiert, etwa aus dem Jahre 1938. – Roland-Archiv 568

[48] Bei ihrem Antrag hatten sie für die Reichsstelle in Berlin einen Fragebogen auszufüllen, indem sie u.a. die Vereinsmitgliedschaft, die Mitgliedschaft in der NSDAP, die frühere Parteizugehörigkeit von ...  bis ...., Freimauer von ... bis ....  und Strafverfahren anzugeben hatten. Darüber hinaus mußte die Ehefrau frei von „jüdischem und artfremdem Bluteinschlag im Sinne der Bestimmungen der NSDAP sein“. Roland-Archiv 7

[49] Diese vier werden genannt, da sie nach 1945 zweifellos zu den namhaftesten Genealogen in Mitteldeutschland gehörten.

[50] Gercke, Achim: Vom Standesamt zum Sippenamt. Schulungstagung für die süddeutschen Standesbeamten in der Universität zu Würzburg am 18.2.1834. Roland-Archiv 588.

[51] Gercke, Achim: Der Sippenforscher und seine Familie. Familie, Sippe, Volk 1 (1935), H. 1, 9-11.

[52] Zitiert aus einem Schreiben: An das Amtsgericht Kiel, 1.3.1939; Roland-Archiv 811

[53] So schrieb z.B. der Leutnant Friedrich Wilhelm Pohl (Jüterbog) am 28.11.1939 an den Roland, als er die Vereinsmitgliedschaft und einen Sippenforscherausweis beantragt: „Es liegt nicht in meiner Absicht, Berufsforscher zu werden, sondern nur Forschungen privater Art zu betreiben, soweit es die Zeit neben meinem Dienst erlaubt.“ Roland-Archiv 9

[54] Schulz an R. Abigt (Chemnitz), 5.7.1937; Roland-Archiv 753

[55] Rechtsanwalt Paul Neumann (Leipzig) am 6.1.1935 an den Roland: „Ich bin auch Mitglied der Zentralstelle und habe beim Besuch der Veranstaltungen festgestellt, daß das Interesse der Mitglieder an diesen Abenden und an einem Austausch untereinander nicht übermäßig groß sein kann. Das ist mir auch erklärlich, da diese Abende dem Neuling kaum etwas bieten können. Es ist dem Einzelnen überlassen, selbst den schmalen Pfad zur Höhe zu suchen. Das ist aber gerade der Mangel der Zentralstelle.“ – Roland-Archiv 496

[56] Daneben gab es in Leipzig 1935 auch noch einen „Bund für Familienforschung“.

[57] Spohr tat sich neben Wecken in dieser Zeit nicht nur als besonders eifriger Parteigenosse hervor, sondern trat auch für einen Plan ein, der von allen Fachleuten einmütig als „phantastisch“ abgetan wurde, denn Spohr wollte alle Kirchenbücher im Faksimiliedruck vervielfältigen. Siehe: Spohr, Oswald: Volksbestands-Aufnahme seit etwa 1600. Ein unentbehrliches Tatsachenmaterial für den Rassen-, Vererbungs-, Sippenforscher und Bevölkerungspolitiker. Zugleich der Nachweis der Volks- und Blutsgemeinschaft. Leipzig: Degener 1936 (= Familie, Rasse, Volk im nationalsozialistischen Staat 3) – Roland-Archiv 685

[58] Spohr sträubte sich zwar noch etwas, aber erfolglos. Am 24.3.1936 Spohr an den „Roland“ in Dresden: „Wie Sie wissen, bin ich nun in Leipzig der in Frage kommende Abteilungsleiter des Kreis-Kulturamtes der NSDAP. Zu meinem Aufgaben-Gebiet gehört es, die Arbeit der Dachvereine zu beaufsichtigen. Es würde sich daher mit dieser Stellung nicht vertragen, wenn ich einerseits als Leiter der Ortsgruppe des Roland in Leipzig einem Unparteiischen unterstellt wäre, der meines Wissens nicht einmal Mitglied der NSDAP ist. ... Meine vorgesetzte Dienststelle bei der Partei ist gleicher Auffassung wie ich.“ – Roland-Archiv 496  

[59] Erich Wasmansdorff am 10.7.1938 an Butte: „Unser gemeinsamer Freund Mayer tut sein Möglichstes, um die deutsche Sippenkunde auf den Hund zu bringen. Leider wird ihm das Handwerk nicht gelegt, weil die deutschen Genealogen aus Angst vor seinem gar nicht bestehenden Einfluß es nicht wagen, ihm die Stirn zu bieten. Nun eines schönes Tages ist auch diese ‚Blüte’ geknickt! Und zwar bald!“ – Roland-Archiv 337

[60] Dr. med. Wolfgang Knorr (1911-1940), Gauamtsleiter des Rassepolitischen Amts der Gauleitung Sachsen seit 1.2.1936 (und damit direkter Vorgesetzter von Dr. Friedrich Wecken); Nachruf in den „Mitteilungen des Roland“      (1941) 38. – Knorr, Wolfgang: Die Kinderreichen in Leipzig. Heidelberg: Kurt Vowinckel 1936.  In dieser seiner Dissertation kann man auf S. 46 lesen: „In der heutigen Zeit besteht die Bedrohung des Volksbestandes durch das Anwachsen des Untermenschentums.“ Anstelle eines Literaturverzeichnisses steht der Satz: „Literatur als Unterlage wurde nicht benutzt.“

[61] Eydt, Alfred: Die Sippen: Spiegel und Lebensgesetz unseres Volkes. München: J. F. Lehmann 1939.

[62] Uhle, Roger: Neues Volk und seine Rasse. Walter Gross und das Rassenpolitische Amt der NSDAP (RPA) 1934-1945. Diss. Phil. Fak. Rheinische Westfälische Technische Hochschule Aachen 1999.

[63] Roland-Archiv 720

[64]   Sachsens Gesundheitswesen. Eine Unterredung mit Staatskommissar Ministerialrat Pg. Dr. Wegner. Der Freiheitskampf, 7.3.1934. - Wegner, Ernst (Hrsg.): Rassenhygiene für Jedermann: Nach Vorträgen, gehalten an der Staatsakademie für  Rassen- und Gesundheitspflege in Dresden. 2. Aufl. Dresden: Steinkopff 1935. – Wegner war Anfang 1936 in den Vorstand des „Roland“ gewählt worden. – Roland-Archiv 587

[65] Dr. Wegner am 26.5.1936: „Die Partei kann ihren Mitgliedern Aufträge erteilen und die haben eine Gehorsamspflicht, die Partei kann das aber nicht mit dem Roland machen.“  Zitiert aus dem Schreiben von Schulz an Mayer vom 13.5.1938. – Roland-Archiv 260

[66] Roland-Archiv 260

[67] Dr. Dryander (Halle/Saale) am 14.4.1938 an Schulz; Roland-Archiv 803

[68] Mayer am 31.3.1938 vor Beginn der Hauptversammlung des Halleschen Genealogischen Abends: „Das Ziel des VSV sei, alle sippenkundlichen Vereine einzuordnen in die Landesverbände für Sippenkunde. ...  Da er darin von Seiten der Vereine nicht genügend Förderung und Mitarbeit erfahre, sei er jetzt dabei, bei den Gauämtern der Partei ehrenamtliche Untergliederungen zu schaffen: Arbeitsgemeinschaften für Sippenforschung und Sippenpflege. ... Die Landesvereine sollen den Gaugrenzen entsprechen. ... Spezialistentum könne nicht geduldet werden.“ –  Roland-Archiv 803

[69] Dryander am 9.7.1938 an Schulz: „Wie ich höre, soll das nächste Objekt des Angriffes von Dr. K. M. die Zentralstelle in Leipzig sein.“ – Schulz am  21.7.1938: „ Es ist meines Wissens sehr unklug von Herrn Dr. M, die Z.-Stelle anzugreifen, da greift er nicht bloß in ein Wespennest wie bei mir, da kommt er an Hornissen.“ – Roland-Archiv 803

[70] Geb. 12.7.1875, vermißt 1946.

[71] Dr. Butte und Senatspräsident Müller hatten angesichts der Angriffe ihre Vorstandsämter vor Schreck zur Verfügung gestellt. – Roland-Archiv 260

[72] Der Aufforderung kamen nicht alle Parteigenossen nach.. Pg. Dr. Kell z.B. nicht (der danach von der Partei „eins abbekam“), der Schulz den Rücken stärkte. – Roland-Archiv 260

[73] Protokollant dieses Rolandtags war Kurt Wensch (geb. 22.7.1902, gest. 7.1.1997), der danach sein Amt als Schriftführer des Vereins zur Verfügung stellte. – Roland-Archiv 260

[74] Im Mai 1936 hatte Mayer im angeheiterten Zustand den Propagandaminister Joseph Goebbels beleidigt und diejenigen, die ihn zur Zurückhaltung mahnten, mit seinen Beziehungen zur Gestapo und der Pistole bedroht. Glißmann, ein Mitarbeiter der Reichsstelle für Sippenforschung und Mitglied der Deutschen Ahnengemeinschaft (und früheres Mitglied der Ortsgruppe Chemnitz des Roland), hatte Mayer angezeigt. Glißmann war daraufhin entlassen worden, und die polizeiliche Untersuchung hatte sich im Sande verlaufen, da Goebbels am 5.4.1937 erklärt hatte, er habe „kein Interesse an der gerichtlichen Bestrafung des Dr. Mayer.“ – Bundesarchiv, BDC/RuS.

[75] Sehr detaillierter, protokollartiger Augenzeugenbericht mit Hintergrundinformation,  ohne Unterschrift. – Roland-Archiv 260.

[76] Am letzten Rolandtag 1942 dankte Regierungsrat Dr. Fraustadt (Bautzen), als Festredner für die Mitglieder des Vereins, dem Vorsitzenden Schulz-Blochwitz: „Und streifen möchte ich nur, weil für eine offene Darlegung trotz der Bedeutung der Angelegenheit die Zeit noch nicht gekommen ist, seine erstaunliche Tatkraft und seinen Mut, den Roland gegen gewisse Bestrebungen als das Organ obersächsischer Familienforschung und als Träger seiner alten Überlieferung durchgesetzt zu haben.“ – Roland-Archiv 252

[77] Roland-Archiv 328: 1940 erhielt der Roland Post von einer „Vereinigung für Sippenforschung im Gau Düsseldorf“, die bei der Gauleitung der NSDAP angesiedelt war. Sie war am 1.1.1939 gegründet worden, „nachdem die organisationsmäßige Zusammenarbeit der Familienforscher gerade in unserem Gaugebiet sehr im argen  lag.“ Der Leiter der Hauptstelle „Ahnennachweis“ im Gaupersonalamt Johannes Lenders wurde Gauvereinsführer. In den sieben politischen Kreisen wurden Kreisvereine gebildet, deren Adresse ebenfalls die jeweiligen Kreisleitungen der NSDAP waren. Die Arbeit an einem Kreissippenbuch wurde vorangetrieben. Im 1. Jahrgang (1939) der Vereinszeitschrift „Volkstum – Sippenkunde“ erschienen die Ahnen von Dr. Joseph Goebbels. – Nach dem Tode von Karl Schlawe, dem langjährigen Vorsitzenden des „Schlesischen Landesvereines für Sippenforschung“, trat 1939  eine „Arbeitsgemeinschaft für Sippenkunde im Gau Schlesien“, angesiedelt beim Rassenpolitischen Amt der Gauleitung der NSDAP in Breslau, die Nachfolge des Landesvereins an. – Roland-Archiv 296.

[78] Aus einem Brief vom 29.11.1940 an den Roland, der Briefkopf „Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler“ ist überstempelt mit: „Verein für Sippenforschung im Gau Wien“. – Roland-Archiv 333

[79] Satzungen des Vereines für Sippenforschung im Gau Wien. – Roland-Archiv 333

[80] Aus dem Bericht vom 13.5.1938 von Schulz an Mayer: „Wenn Wecken bei seinem Weggange (in Leipzig) erklärte: Ich werde die Führung der Sippenforschung in Sachsen übernehmen, wenn jahrelang ein Kampf gegen Dr. Hohlfeld bei der Zentralstelle geführt wurde, ... wenn am 12. März erklärt wurde, ‚die Zentralstelle müsse verschwinden’ und ... ‚Die Zentralstelle werde von Berlin aus zur Umstellung gebracht’, wenn jetzt bei einem Sturm gegen den ‚Roland’ Herr Dr. Wecken führend mitbeteiligt ist, so gibt das zu denken.“ – Roland-Archiv 260

[81] Schulz Ende 1938: „Ich habe am 10. Nov. mit Herrn Dr. M. persönlich in Berlin gesprochen....  Dr. M. war entgegenkommend und es war so, als ob nichts vorgefallen wäre; - ich soll sogar Zuwendungen ... erhalten.“ – Roland-Archiv 803 – 1942 setzt sich dann Mayer dafür ein, daß den Vereinen Papier für ihre Vereinszeitschriften zugeteilt wird.

[82] Am 2.11.1938 sollte Karl Grässler (Zwickau) vor der Ortsgruppe Dresden über „Bevölkerungsgenealogisches aus dem kinderreichsten Dorfe Sachsens (Sosa im Erzgebirge)“ referieren. Wecken drohte: „Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Grässler unter dem 27.7. aus der Vereinigung der Berufssippenforscher ausgeschieden worden ist. Ich bitte um umgehende Mitteilung, welche Folgerung der Verein ‚Roland’ daraus ziehen will; gegebenenfalls werde ich die Geheime Staatspolizei veranlassen, den Vortrag Grässlers zu verhindern.“ – Roland-Archiv 305. -  Protokoll vom 13.7.1942 über das 40jährige Jubiläum des Roland: „Die Absage des Rassepolitischen Amtes (Dresden) auf die Einladung zum Jubiläum wird verlesen.“ (d.h. Absage durch Wecken); Roland-Archiv  720 – Ende 1942 verklagte sogar Schulz-Blochwitz Wecken wegen Beleidigung; Roland-Archiv 755.

[83] Schulz eine vernichtende Beurteilung Weckens durch Hohlfeld vom 17.3.1938 zitierend: „Herr Wecken ist während seiner früheren Tätigkeit wohl mit allen namhaften Forschern ... in Folge seines streitsüchtigen Charakters in schwerste Konflikte geraten.“ – Roland-Archiv  755

[84] Müller, Karl Valentin, von 1927 bis 1939 Referent im Sächsischen Ministerium für Volksbildung, ab 1939 Professor für Soziologie an der TH Dresden.

[85] Schulz-Blochwitz am 3.6.1942 an Prof. Dr. habil. K. V. Müller (Prag), nachdem Müller bereits zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt worden war; Roland-Archiv 755

[86] Wecken am 21.5.1942 an K. V. Müller; Roland-Archiv 755

[87] Seit 1967 sind dessen Bestände in Leipzig. – Wermes, Martina und Volkmar Weiss: Übersicht über die Bestände der Deutschen Zentralstelle für Genealogie in Leipzig. Genealogisches Jahrbuch 33/34 (1993/1994) 137-156.

[88] Manfred Hultzsch am 9.4.1939; Roland-Archiv 5

[89] Roland-Archiv 258

[90] Die Zahl der Posteingänge in der Kanzlei des Vereins betrug jährlich rund 3 000. – Roland-Archiv 260